Leverkusen Gesicherte Türen erschweren Feuerwehrarbeit

Leverkusen · Die Leverkusener Feuerwehr muss neues Brechwerkzeug kaufen, um bei Bränden auch in gut gegen Einbrecher gesicherte Wohnungen zu kommen. So wird etwa das "Halligan Tool", eine modifizierte Brechstange, angeschafft.

Leverkusen: Gesicherte Türen erschweren Feuerwehrarbeit
Foto: dpa

Türen und Fenster immer sicherer zu machen, hilft zwar, Einbrecher abzuschrecken. Bei einem Feuer in der Wohnung kann aber genau dies zu Problemen führen. "Die Sicherungen bereiten uns große Schwierigkeiten", berichtet Brandmeister Patrik Schüritz. "Bei einem Einsatz brauchen wir deutlich mehr Zeit, die Türen zu öffnen, insbesondere, wenn sie mit einem Sicherheitsbolzen versehen sind." Wertvolle Zeit, die den Rettern verloren gehe. Die Leverkusener Feuerwehr rüstet deshalb mit Brechwerkzeug auf. Die Einsatzkräfte erhalten demnächst neue Geräte.

"Das ,Halligan-Tool' ist eine modifizierte Brechstange - mit einem abgesetzten Dorn und einer Schneide als Keil - und wird als Hebel genutzt, um Öffnungen zu schaffen", erklärt Schüritz. "Mit dem ,TNT-Tool', einer Art Vorschlaghammer, wird das ,Halligan-Tool' in Türspalten und Scharniere getrieben." Jedes Fahrzeug der Berufsfeuerwehr werde mit einem Satz, der etwa 700 Euro koste, ausgestattet, außerdem jeder Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr. "Insgesamt sind zwölf Sätze bestellt", sagt der hauptamtliche Brandmeister. "Wir hoffen, dass sie so schnell wie möglich geliefert werden."

Die Polizei, die Bürger kostenlos zu Einbruchschutz berät, stimmt sich nach eigenen Angaben nicht mit der Feuerwehr ab. "Wir empfehlen immer, Türen und Fenster so sicher zu machen, dass niemand hineinkommt", sagt ein Sprecher. Eventuelle Notfälle würden nur begrenzt einkalkuliert. "Wir raten zum Beispiel, den Schlüssel für einen Türriegel immer am selben Ort direkt in der Nähe der Tür aufzubewahren, damit man ihn auch bei Rauchentwicklung wiederfindet." Dass sich die Tür dann aber nicht von außen öffnen lasse, nehme man aus Polizeisicht in Kauf. "Dann muss in einem Notfall eben ein anderer Weg gesucht werden, zum Beispiel per Leiter durch ein Fenster."

Hergestellt werden "Halligan-Tool" und "TNT-Tool" in den USA. Die dortigen Feuerwehren setzen die Werkzeuge schon lange ein, erzählt Schüritz. "Das ,Halligan-Tool' ist nach seinem Erfinder benannt, der es in den 1920er-Jahren bei der New Yorker Feuerwehr entwickelt hat."

Brechwerkzeuge würden in Amerika sehr viel häufiger eingesetzt als in Europa. "Die Gebäudestruktur in den USA ist eine andere", betont Schüritz. "Dort gibt es mehr Trocken- und Holzbau, so dass mit den Brechwerkzeugen ganze Dächer und Wände geöffnet werden können." Das sei bei den überwiegend aus Stein gebauten Häusern in Europa nicht möglich. "Allerdings hält die amerikanische Bauweise durch die Fertighäuser auch bei uns Einzug." Darüber hinaus komme das neue Brechwerkzeug auch bei Unfällen zum Einsatz. "Damit lassen sich ebenfalls Autos öffnen." Der Umgang mit den insgesamt 13 Kilo schweren Geräten muss allerdings geübt werden. Dafür besucht Patrik Schüritz jede Wachabteilung der Berufsfeuerwehr und jeden Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Leverkusen - insgesamt rund 430 Leute. Der Brandmeister hat zu diesem Zweck Seminare und Herstellerunterweisungen besucht. Er hofft, bis Mitte des Jahres alle Kollegen geschult zu haben. "Grundsätzlich sind wir immer auf der Suche nach Innovationen", sagt Schüritz. Allerdings müsse das städtische Rechnungsprüfungsamt der Anschaffung auch zustimmen. Eine Zwickmühle. "Die neuen Brechwerkzeuge können wir nur deshalb kaufen, weil sie jetzt in großen Mengen auch in Europa vertrieben werden und sie deshalb für uns erschwinglich geworden sind."

Ein neues Konzept erarbeite man außerdem gerade für die Real-Ausbildungsanlage in einem alten Bunker bei Dynamit Nobel. "Weil er drei Meter dicke Betonwände hat, kann man darin wunderbar Feuer machen, ohne einen Schaden zu verursachen."

(sug)
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