Leverkusen Gesprächskreis zur Asylpolitik fordert legale Wege für Flüchtlinge

Leverkusen · Den Bogen von Europa zu Leverkusen zu spannen, ist nicht wirklich gelungen beim abendlichen Gesprächskreis zum Thema "Chancen für eine neue Asylpolitik der Europäischen Union", zu dem die Europa-Union Leverkusen eingeladen hatte. Dazu überließ die junge Moderatorin Leonie Stoklossa der Besucherin Birgit Sippel (MdEP) zu viel Gesprächsanteil. Auch wenn das, was die Frau aus Arnsberg vor knapp einem Dutzend Zuhörern aufzeigte, durchaus interessant war.

 Kasumilambu Tshibangu (v.li.), Birgit Sippel, Lioba Engels-Barry, Dr. Winfried Vahl, Bernd Schiefer und Leonie Stoklossa diskutierten.

Kasumilambu Tshibangu (v.li.), Birgit Sippel, Lioba Engels-Barry, Dr. Winfried Vahl, Bernd Schiefer und Leonie Stoklossa diskutierten.

Foto: Uwe Miserius

Von den 60 Millionen Menschen, die aktuell auf der Flucht seien - diese Zahl nannte eingangs Dr. Winfried Vahl, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe - käme nur ein sehr kleiner Teil nach Europa. Angesichts vieler Krisenherde müssten wir in den nächsten Jahren mit deutlich mehr Flüchtlingen rechnen, sagte Sippel. Die Bekämpfung von Schleppern reiche nicht aus. Man müsse legale Zugangswege für Flüchtlinge schaffen und dafür sorgen, dass alle Mitgliedsstaaten Flüchtlinge aufnähmen.

Die westliche Welt sei mit verantwortlich, dass es zu instabilen Situationen in Ländern wie Syrien gekommen sei. Insofern sollte das Selbstverständnis des Asylrechtes tatsächlich Achtung finden. Man habe die Aufgabe, den Flüchtlingen in Deutschland zu helfen, aber auch Länder wie Jordanien, Libanon und Pakistan zu entlasten und dafür zu sorgen, dass die hoch dramatische Situation dort nicht eskaliere. Alleine im Libanon seien eine Million Flüchtlinge untergekommen. Auf Deutschland übertragen hieße das, wir müssten ungefähr 20 Millionen Menschen aufnehmen. "Wir jammern auf hohem Niveau", verdeutlichte Sippel, ehe sie die enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung lobte.

Lioba Engels-Barry (Caritas Leverkusen) bestätigte diese Aussage. Im Übrigen seien Caritas-Helfer aktuell als eine Art Feuerwehr unterwegs und könnten wegen des Andrangs nur noch das Nötigste leisten, sagte sie. Kasumilambu Tshibangu (Integrationsrat Leverkusen) stellte fest, dass sich die Stimmung verbessert habe. Als er nach seiner Flucht aus dem Kongo vor 25 Jahren in Leverkusen ankam, seien die Menschen nicht so freundlich gewesen. "Flüchtlinge sollten sich als Teil der Gesellschaft fühlen, und nicht nur als Fremde", forderte Tshibangu.

Bernd Schiefer (Europa Union Leverkusen) betonte abschließend, Europa sei keine Festung, sondern eine Wertegesellschaft, in der der Schutz von Flüchtlingen an erster Stelle stehen sollte. Und er appellierte an die Zuhörer und Mitdiskutanten mit eindringlichen Worten: "Wir müssen uns damit abfinden, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist - so wie vor Jahrhunderten bis hin zur Völkerwanderung."

(gkf)
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