Leverkusen Gewalt beim Fußball-Derby
Leverkusen · Vier Verletzte, 72 Ingewahrsamnahmen, 58 Platzverweise und 31 Strafanzeigen – das ist die traurige Bilanz des jüngsten Mittelrhein-Derbys in der Fußball-Bundesliga zwischen Bayer Leverkusen und dem 1.FC Köln.
Vier Verletzte, 72 Ingewahrsamnahmen, 58 Platzverweise und 31 Strafanzeigen — das ist die traurige Bilanz des jüngsten Mittelrhein-Derbys in der Fußball-Bundesliga zwischen Bayer Leverkusen und dem 1.FC Köln.
Natürlich war Andreas "Paffi" Paffrath alles andere als glücklich über das torlose Remis gegen den rheinischen Nachbarn 1. FC Köln. Geradezu erschrocken war der Fanbeauftragte der Werkself jedoch über das hohe Aggressionspotential auf beiden Seiten. Ein Polizist musste schwer verletzt in die Unfall-Klinik nach Merheim. Er wurde aus seinem Dienstwagen gezogen und von fünf Personen traktiert. Dabei zog er sich einen Jochbeinbruch zu. Schwer verletzt wurde auch ein weiterer Beamter. Ein Fan aus der Domstadt hatte ihm das Nasenbein gebrochen.
Für eine leichte Verletzung eines dritten Beamten zeichnete ein Leverkusener Anhänger verantwortlich. Wenigstens vier Verletzte (eine Kölnerin wurde von einem Polizeihund gebissen), 72 Ingewahrsamnahmen, 58 ausgesprochene Platzverweise und 31 Strafanzeigen gegen Problemfans — das ist die traurige Bilanz des Mittelrhein-Derbys.
"Die Spirale der Gewalt dreht sich rasant weiter. Ich bin erschrocken und habe Angst, dass irgendwann mal jemand liegen bleibt, wenn sich dieser Trend so fortsetzt", betonte Paffrath. Nicht bestätigt werden konnte bislang das Gerücht, ein Leverkusener Fan schwebe nach einer Attacke von FC-Anhängern in Lebensgefahr. Dieses Gerücht, das von einem Polizisten gestreut worden sein soll, war Öl ins Feuer, als sich Anhänger beider Klubs nach der Partie in und um die Rathaus-Galerie herum mehrere handfeste Auseinandersetzungen lieferten.
Vor der Partie war es der Polizei gelungen, die Problemfans beider Lager weitestgehend voneinander fern zu halten. Viele Leverkusener — darunter Problemfans wie friedliche Anhänger — wurden am Konrad-Adenauer-Platz rund um das private Klubhaus eines Fanclubs festgesetzt und erst kurz vor Spielbeginn zum Stadion geleitet.
Rund um das Privatlokal hatten sie sich versammelt, um die neuen Räumlichkeiten vor möglichen und durchaus erwarteten Angriffen zu schützen. Zeitweilig waren nachmittags Teile der Rathenaustraße und der Manforter Straße gesperrt. Kölner Fans wurden nicht gesichtet. Allerdings setzten mehrere der Eingekesselten beim Aufbruch Richtung Stadion verbotene Pyrotechnik ein.
Mit bengalischen Fackeln und Rauchbomben (fallen beide unter das Sprengstoffgesetz) sorgte auch ein Schiff mit Kölner Fans für Aufregung beim Anlegen am Neuland-Park. Die Feuerwehr hatte zuvor erst das Tor am Anleger gewaltsam öffnen müssen, da unbekannte Täter (wohl aus der Leverkusener Fanszene) es mit einem Schloss und Kleber manipuliert hatten.
Zudem warfen zahlreiche Passagiere von einer Brücke Gegenstände auf Fahrzeuge, die über die Rheinallee fuhren. Eine Gruppe von mehr als 70 Personen entzog sich dem Zugriff der Polizei zeitweilig und flüchtete durch benachbarte Siedlungen. Sie querten bei der Verfolgungsjagd die Fahrbahnen der B8. Auch im Stadion blieb es nicht ruhig. Kölner Fans zündeten mehrfach Pyrotechnik und warfen kurz vor dem Abpfiff eine brennende bengalische Fackel in Richtung von Bayer-Star Toni Kroos. Im Fanblock der Werkself mussten Ordner und Fanbetreuung eingreifen, als rund 50 Personen einen jungen Mann angriffen, der FC-Fan sein und provoziert haben soll.
"Hoffentlich muss nicht erst jemand sterben, ehe diese stetige Zunahme der Gewalt beim Derby ein Ende hat", sagte Paffrath nachdenklich.