Leverkusen Gib mir dein WLAN, ich geb' dir meins

Leverkusen · Die nichtkommerzielle Initiative zum Aufbau freier (Funk-)Netzwerke "Freifunk" hat nach dem Wiesdorfer Zentrum nun Opladen im Visier. Das Ziel: Unabhängige Netzwerke und ein freier Internetzugang für jedermann.

 Die roten Punkte markieren bisherige Freifunk-Router. Während in Wiesdorfs Zentrum die Ballung schon ganz gut aussieht, hinkt Opladen bisher noch hinterher.

Die roten Punkte markieren bisherige Freifunk-Router. Während in Wiesdorfs Zentrum die Ballung schon ganz gut aussieht, hinkt Opladen bisher noch hinterher.

Foto: Screenshots Freifunk-Leverkusen.de

Der Ende des Monats naht, das Datenvolumen des Handyvertrages ist ausgeschöpft. Gesurft wird die nächsten Tage außerhalb der eigenen vier Wände somit nur noch im Schneckentempo. Dies ist eines der Probleme, dem die nichtkommerzielle Initiative Freifunk in Deutschland entgegenwirken will. Das Motto: Gib mir dein WLAN, ich geb' dir meins. "Es geht darum, ein freies Bürgerdatennetzwerk zu bauen. In der Endstufe geht es um mehr als nur um Internet", sagt Felix Kaechele, einer der ehrenamtlichen Freifunk-Vertreter in Leverkusen. "Es sollen auch ohne Internet Direktverbindungen aufgebaut werden können." Beispielsweise zum direkten Übertragen von Daten oder für Computerspiele.

Doch wie funktioniert das System? Technisch ist es relativ simpel. Für 15 bis 25 Euro kaufen die Teilnehmer einen Router und verbinden diesen mit ihrem vorhandenen Router ihres Internetdienstleisters und laden sich die frei zugängliche Freifunk-Software herunter. "Wir legen großen Wert auf Datenschutz. Das Freifunk-Netzwerk ist abgeschottet vom privaten Netzwerk. Es kann also keiner auf Daten zugreifen oder den Drucker benutzen", versichert Kaechele. Auch über langsameres Internet zuhause müssen sich Teilnehmer keine Gedanken machen. "Der Freifunk-Router nimmt sich zwar, was er an Bandbreite kriegen kann - aber das private Netzwerk hat immer Vorrang", sagt Kaechele. Heißt: Der private Download sorgt für eine Drosselung der Freifunk-Bandbreite. Sobald alles richtig eingestellt ist, loggt sich das eigene Smartphone automatisch bei den verfügbaren Freifunk-Routern beim Vorbeigehen ein.

Als Idealzustand beschreibt Kaechele einen Straßenzug mit vielen Routern, der damit ein so genannten Mesh-Netzwerk, ein vermaschtes Netz, bildet und die Bandbreite maximiert. Für solch ein Mesh-Netzwerk sorgen die Geschäfte in der Wiesdorfer Otto-Grimm-Straße, in der acht Händler und Gastronomen Freifunk-Router aufgestellt haben. "In der kommenden Woche ziehen wir durch Opladen und versuchen dort, die Leute für Freifunk zu begeistern", sagt Kaechele. Erste Ansprechpartner sind auch dort Einzelhändler und Gastronomiebetriebe. Danach soll Schlebusch folgen. "Aber natürlich ist das Konzept auch sehr interessant für private Nutzer", sagt er. Sein überzeugendstes Argument ist die Unabhängigkeit vom eigenen Internetanbieter. Angenommen ein Teilnehmer hat einen Vertrag bei Anbieter A, sein Nachbar und Teilnehmer bei Anbieter B. Sollte einer der Anbieter eine Störung haben und das Internet ausfallen, kann derjenige über Freifunk dennoch weitersurfen.

Falls es Probleme mit der Installation gibt, kommt einer der sieben Leverkusener Ehrenamtler auch vorbei und leistet Soforthilfe. "Gerade viele Geschäftsleute haben ja gar keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Dann richten wir das selbst ein", sagt Kaechele.

Informationen im Internet unter http://freifunk-leverkusen.de/

(RP)
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