Leverkusen Goldener Meisterbrief für Bernd Steffens

Leverkusen · Am 5. März 1966 legte er seine Meisterprüfung ab und gründete dann einen Betrieb in Witzhelden: Bernd Steffens war über Jahrzehnte als Dachdecker tätig, verschieferte unter anderem die Kirchen im Höhendorf und in Leichlingen.

 Markanter Meister, markanter Dienstwagen: Seinen himmelblauen Oldtimer bekam Bernd Steffens zu seinem 60. Geburtstag geschenkt.

Markanter Meister, markanter Dienstwagen: Seinen himmelblauen Oldtimer bekam Bernd Steffens zu seinem 60. Geburtstag geschenkt.

Foto: Uwe Miserius

Der Großvater Walter Zimmermann war Dachdecker, bei ihm hat er gelernt, der Onkel war es auch: Der Witzheldener Bernd Steffens stammt aus einer Familie, die hoch hinaus wollte - bis auf die Dächer der Kunden. Morgen werden ihm Obermeister Harald Laudenberg und Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, den Goldenen Meisterbrief überreichen: Am 5. März 1966 legte Bernd Steffens die Meisterprüfung im Dachdeckerhandwerk in Düsseldorf ab, die Ehrung kommt aus gesundheitlichen Gründen ein Jahr später.

"Meine Ausbildung habe ich von 1954 bis 1957 bei meinem Großvater in Hilgen gemacht. Nach der Gesellenprüfung bin ich nach Remscheid gegangen und habe noch zwei Jahre Bauklempner dazugelernt", erzählt der 77-Jährige. Schon damals kam das der Idee sehr nahe, seinen Kunden alles aus einer Hand anbieten zu können. Nach der Meisterprüfung gründete er seinen eigenen Betrieb in Witzhelden an der Hauptstraße 16, im Keller die Werkstatt, oben die Wohnung mit Frau Rita.

"Am Anfang war ich allein, aber später hatte ich bis zu sechs Gesellen", erinnert sich Steffens. Zwölf Auszubildenden brachte er im Laufe der Jahre das Handwerk bei. Sauber arbeiten, kein Material verschwenden, vernünftig schiefern - das waren wichtige Dinge, die er ihnen mit auf den Weg gab. Doch nicht nur er sorgte sich um seine Zöglinge, auch Ehefrau Rita brachte sich mit ein: "Wenn wir Lehrlinge von außerhalb hatten, haben wir mittags in unserer Küche alle zusammen gegessen", berichtet sie. Ein strenges Regiment führte sie vor allem, wenn es um die Berichtshefte der Auszubildenden ging: Wer's nicht anständig machte, musste es neu schreiben.

Ihr Gatte hinterließ derweil seine handwerklichen Spuren vor allem in Witzhelden und Leichlingen: Das alte evangelische Gemeindehaus im Höhendorf hat er seinerzeit im alten Stil verschiefert, den Turm und die Mansarden der evangelischen Kirche auch. Später folgte das Kirchenschiff des Alten vom Berge. Als eines seiner letzten großen Projekte deckte er 1994 mit drei anderen Meistern den Kirchturm der evangelischen Kirche in Leichlingen. "Schieferarbeiten waren immer das Highlight", sagt Steffens, die hielten schließlich 100 Jahre. 1996 übernahm sein ehemaliger Geselle Andreas May den Betrieb, der mittlerweile in Hilgen ansässig ist. Für das 50+1-jährige Betriebsjubiläum bekommt auch er morgen eine Urkunde.

Die Arbeit seines Nachfolgers schätzt Steffens sehr. Zumal: "Es ist heute deutlich stressiger als damals", sagt er. Früher habe er Aufträge aus der Umgebung bekommen, weil man sich kannte, gute Arbeit sprach sich eben herum. Heute würden Projekte überregional ausgeschrieben, die Konkurrenz sei enorm. "Unter den heutigen Bedingungen würde ich mich nicht noch einmal selbstständig machen. Aber den Meister würde ich immer wieder machen", sagt der Jubilar.

(inbo)
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