Leverkusen Gottesdienst in der Friedenskirche erinnert an früh verstorbene Kinder

Leverkusen · Sie haben das Schlimmste erlebt, was Eltern überhaupt passieren kann. Sie mussten ein eigenes Kind beerdigen, weil es nach Krankheit, Unfall oder schon bei der Geburt gestorben ist. Anfangs ist die Anteilnahme von Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen groß. Aber das lässt nach, irgendwann bekommen verwaiste Eltern zu hören: Jetzt ist aber auch mal genug getrauert.

Schon nach sechs Wochen hat Manuela Menzel solche Äußerungen gehört. Auch sie hat ein Kind verloren, ganz plötzlich und unerwartet im Alter von 16 Jahren. Danach ist nichts mehr so wie früher, und es wird auch nie mehr so. Weil das nur Menschen nachvollziehen können, die es selbst erlebt haben, machte sich die verwaiste Mutter auf die Suche und fand über das Internet Kontakte. Das habe ihr sehr geholfen, so entstanden neue Freundschaften.

"Gleichgesinnten muss man nichts erklären, sie wissen, wie es in einem aussieht", sagt sie. Außerdem stieß sie bei der Recherche auf das Worldwide Candle Lighting, das immer am zweiten Sonntag im Dezember stattfindet. Abends um 19 Uhr stellen weltweit Menschen Kerzen ins Fenster zum Gedenken an verstorbene Kinder. Während Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass die Lichterwelle in 24 Stunden die Welt umkreist.

In Deutschland wird die Initiative vor allen vom "https://de.wikipedia.org/wiki/Verwaiste_Eltern" unterstützt, einem Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen trauernder Eltern. Außerdem laden Selbsthilfegruppen zu gemeinsamen Gedenk- und Trauerveranstaltungen ein, und es werden im Internet kleine Texte zum Thema Erinnerung und Trauer auf Kondolenzseiten eingetragen. "In Leverkusen gab es so etwas noch nicht", erzählt Manuela Menzel. Deswegen hat sie 2013 die Initiative ergriffen. Sie wandte sich an Pfarrer Gunnar Plewe, der ihr Notfallseelsorger war und zu dem sie seitdem guten Kontakt hatte.

Der evangelische Pfarrer aus Schlebusch griff die Idee auf und richtete den Sonntagsgottesdienst in der Friedenskirche/Waldsiedlung auf den Weltgedenktag für verstorbene Kinder aus. "Beim ersten Mal war es innerhalb weniger Wochen mit heißer Nadel gestrickt", sagt Manuela Menzel, die seitdem mit Ann-Carolin Boddenberg, Leiterin der Leverkusener Notfallseelsorge, eine Aktion für den Gottesdienst plant. Morgen, 11. Dezember, um 9.30 Uhr, sind es "Stolpersteine", die während des Gottesdienstes in der Friedenskirche mit Namen verstorbener Kinder beschriftet und zum Altar gebracht werden, wo Kerzen zum Gedenken entzündet werden. Am Ausgang erhält jeder Besucher ein Teelicht, um es um 19 Uhr als Zeichen der Achtsamkeit und Solidarität mit den Betroffenen brennend ins Fenster zu stellen.

(mkl)
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