Leverkusen Greenpeace demonstriert bei Bayer

Leverkusen · Mit einem riesigen Plakat haben Greenpeace-Aktivisten am Mittwoch vor dem Bayer-Hauptsitz in Leverkusen gegen "Bienenkiller" protestiert. Sie überreichten einem Konzern-Vertreter einen Report zu Giften in Pollen. Bei Bayer blieb man entspannt und nennt die Ergebnisse eine "Momentaufnahme.

Sechs Profikletterer befestigten das Banner und sich am großen Vordach der Bayer-Zentrale.

Sechs Profikletterer befestigten das Banner und sich am großen Vordach der Bayer-Zentrale.

Foto: Uwe Miserius

Sechs Profikletterer haben am frühen Morgen ein 17 mal 10 Meter großes Fotobanner vor der Konzernzentrale befestigt, darauf sind Bienen abgebildet, die fordern: "Stop killing us!". Anlass für den Protest seien Gift-Funde in Pollen, darunter auch Pestizide von Bayer, erklären die Umweltschützer. Außerdem ist ihnen eine Klage von Bayer gegen ein EU-Verbot von zwei "Neonicotinoiden" ein Dorn im Auge.

"Bayer ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse", sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschafts-Experte von Greenpeace. Der Organisation geht das Verbot nicht weit genug. "Es ist nur ein Teilverbot und es gibt große Lücken." Der neue Greenpeace-Report "Gift im Bienengepäck", der am Mittwoch an Bayer überreicht wurde, fasse eine EU-weite Untersuchung zusammen. 107 Pollenproben und 25 Proben von Bienenbrot (im Bienenstock gelagerte Pollen) wurden 2013 in zwölf Ländern gesammelt. Es wurden Pestizidcocktails mit bis zu 17 Agrargiften gefunden, unter anderem von Bayer.

Greenpeace fordert, dass die Verbote von Pestiziden ausgeweitet werden müsse, da es zu viele Ausnahmen gibt. Nur vollständige und dauerhafte Verbote können den Bienen und der Landwirtschaft wirklich helfen, so die Umweltschützer. Bayer weist die Vorwürfe entschieden zurück. Die Ergebnisse des Reports seien eine "Momentaufnahme", wie Unternehmenssprecher Utz Klages sagt. Bei der Klage gegen das EU-Verbot in "bienennahen Kulturen wir Raps oder Mais" gehe es um "Rechtssicherheit". 200 Millionen Euro kostet die Erforschung und schließlich seien die Mittel schon länger zugelassen gewesen. Trotz der unterschiedlichen Standpunkte sitzen Umweltschützer, Bayer, Landwirte und Imker häufig an einem Tisch: "Uns geht es auch um die Bienengesundheit", sagt Klages. Da der Protest friedlich verlief und nichts beschädigt wurde, will der Konzern auch keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstatten.

Nach dem Bienensterben vor zwei Wochen zwischen Hitdorf und Wiesdorf zeigt Greenpeace nach den ersten Untersuchungsergebnissen nun auf Bayer: Es wurden Rückstände von Clothiamidin gefunden, ein insektizider Wirkstoff. Doch Utz Klages erklärt, dass der Stoff von Bayer nur zu Imprägnierung von Zuckerrüben-Saatgut verwendet wird und dann in der Erde liegt. Andere Hersteller bieten das Mittel auch zum Verspritzen an — die große Frage sei jedoch: "Wo ist die Quelle? Ein schmaler Streifen ist betroffen, auf der anderen Rheinseite in Köln gab es nichts. Wurde eventuell ein Mittel unsachgemäß benutzt oder etwas illegales?." Bayer stehe in Kontakt mit der Stadt Leverkusen und der Landwirtschaftskammer Bonn.

Das Unternehmen teilte mit, es setze auf die Fortsetzung eines sachlichen Dialogs, wie er bereits im vergangenen Jahr anlässlich eines Besuchs von Greenpeace im Bayer BeeCare Center aufgenommen wurde. Die wissenschaftliche Datenlage zeige, dass die Produkte von Bayer CropScience keine negativen Auswirkungen auf die Entwicklung von Bienenvölkern haben, wenn sie verantwortungsvoll und vorschriftsmäßig eingesetzt werden, so Bayer.

Pflanzenschutzmittel dürften nur so angewendet werden, dass sie sicher sind und keine Gefahr für Mensch oder Umwelt oder den Naturhaushalt darstellen. Deshalb durchlaufen sie ein strenges Zulassungsverfahren, in dessen Verlauf die Produkte explizit auf Bienensicherheit in den jeweiligen Anwendungen geprüft werden, erklärt das Unternehmen.

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