Leverkusen Grille tanzt mit Hamster auf dem Klavier

Leverkusen · Eigentlich sieht es aus wie ein ganz gewöhnliches älteres Klavier. Aber es macht einfach was es will. Erst lässt sich der Deckel nicht öffnen, dann spielt es von ganz alleine, während die Pianistin staunend die Augen aufreißt. Die Kinder aus Kitas und Grundschulen lachen sich schlapp über die Verrücktheiten und scheinbaren Pannen, mit denen sich Darstellerin Annika Pistl dort abmühen muss. Doch dann verwandelt sich das Instrument in eine Bühne, auf der kleine Handpuppen die Früchte des Sommers einsammeln. Die Grille tanzt auf dem Klavier.

 Grille und Hamster tanzen auf der Tastatur des Klaviers, die zur Bühne erwächst. "Das Lied der Grille" hieß das Theater für Kinder.

Grille und Hamster tanzen auf der Tastatur des Klaviers, die zur Bühne erwächst. "Das Lied der Grille" hieß das Theater für Kinder.

Foto: StadtKultur

Auf einmal ist es mucksmäuschenstill im Forum-Studio, das bei zwei Vorstellungen voll besetzt war. Das herzliche Lachen ist einem Zauber gewichen, den es so nur im Theater gibt. Vorausgesetzt es ist so gut gemacht wie "Das Lied der Grille", eine Inszenierung von Kristine Stahl, die in NRW soeben zum Kindertheater des Monats gekürt wurde. Wer das Gastspiel bei KulturStadtLev gesehen hat, weiß warum.

Diese Geschichte über Freundschaft, Vor- und Fürsorge erreicht die kleinen Zuschauer unmittelbar. Sie sind nie überfordert, sondern sind mitunter aufgefordert, ihre Gedanken und Ideen zu äußern. Und dann verstummen wie wieder, weil sie - zum Teil mit offenem Mund - einfach staunen über die magischen Momente.

Wenn etwa auf dem Klavier zwei Notenhefte aufgeschlagen werden und sich nach Art schönster Pop-up-Kunst die Wiesen entfalten, auf denen Hamster, Eichhorn und Ameise nach Futter suchen, das sie für den Winter bunkern. Wenn Herr Eichhorn (mit Fußballkniestrümpfen an den Finger-Beinen) Nüsse in das Loch kickt, das sich am Klavier auftut, wenn das Mozart-Medaillon nach vorne klappt.

Oder wenn die zarte Grillen-Handpuppe die schönsten Geigenmelodien spielt, nach der die Tiere bei der Sommerparty tanzen. Dabei hat sie allerdings vorzusorgen versäumt für den Winter, der Hunger und Kälte bringt. Beinahe wäre die Grille unter dem bitter eisigen Schnee erfroren, wenn sie nicht der Hamster in seinen Bau im Bauch des Klaviers geschleppt, aufgetaut und seine gehamsterten Vorräte geteilt hätte.

Als sich Annika Pistl nach der Vorstellung zum Gespräch anbot, wurden ausschließlich Fragen zu den zauberhaften Momenten gestellt: Wie geht die Klappe im Klavier auf? oder: Wie wachsen die Möhren aus dem Deckel? Ihre Tricks verriet die Spielerin zum Glück nicht, verwies nur darauf, dass es sich schließlich um ein Theaterklavier handelt und auf den Technikkollegen, der alles gesteuert hat.

Die einzige inhaltliche Frage musste sie selbst stellen: Wie geht die Geschichte wohl weiter? Bleiben Hamster und Grille Freunde? Ein klares "Ja" kam fast synchron aus den Kindermündern, die erstaunlich lange so still geschwiegen hatten.

(mkl)
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