Leverkusen Große Bühne zum Abschied vom "Chef"
Leverkusen · Seine Mitarbeiter nannten ihn "Chef", und diese Funktion hat er stets sehr gut ausgefüllt. Nach 26 Jahren als Leiter der Leverkusener Lokalredaktion der RP geht Ulrich Schütz in den Ruhestand. Im Jazzlokal "Topos" gab er seine Abschiedsparty, und alle waren sich einig: "Schade, dass er aufhört."
Greenpeace-Aktivisten seilen sich an der A 1-Brücke ab - ein Bild, das um die Welt ging. Weitere Fotos aus Jahrzehnte währender Arbeit hingen an den Wänden des Jazzlokals "Topos". Aufgenommen hatte sie Ulrich Schütz, der 1980 seine Laufbahn als Presse-Fotograf bei der Kölnischen Rundschau begann, ehe er am 1. August 1988 zur Rheinischen Post wechselte und dort 1991 die Leitung der Redaktion Leverkusen übernahm. Gekleidet in ein Trikot von Bayer 04 Leverkusen - ein Geschenk von Bayer 04-Direktor Meinolf Sprink - feierte der 63-jährige am Mittwoch seinen offiziellen Abschied. Bis 30. April ist Schütz zwar noch regulärer Mitarbeiter. Aber die Redaktionsleitung hat er bereits an Nachfolger Bernd Bussang übertragen.
Rund 40 geladene Gäste, darunter Vertreter von Politik, Verwaltung, Organisationen oder Behörden, dazu ehemalige und aktuelle Kollegen waren ebenso der Einladung gefolgt, wie eine Abordnung des Verlages. Chefredakteur Michael Bröcker betonte, so lange es Menschen wie Ulrich Schütz gebe, so lange habe Lokaljournalismus eine Zukunft. Er sei stets mit "unglaublicher Leidenschaft und Neugier" unterwegs und zugleich Vorbild für sein Team gewesen.
Den besonderen Dank der Chefredaktion unterstrich Horst Thoren, stellvertretender Chefredakteur, gleich mit mehreren flüssigen Abschiedsgeschenken, darunter eine gute Flasche Eierlikör aus Düsseldorf ("Schütz ist Kult wie Lindenberg und sein Eierlikör"). Thoren ernannte Schütz zum Brauchtumsbotschafter, der auch weiterhin die Schwadbud an Altweiber moderieren soll und auch als Autor der RP verbunden bleibt.
Gökcen Stenzel, Leitende Regionalredakteurin, versicherte, mit Bernd Bussang bleibe die Kontinuität gewährleistet. Der 56-jährige gebürtige Kölner hatte zuvor Führungsfunktionen in Solingen und Remscheid inne, zuletzt als Leitender Regionalredakteur. Oberbürgermeister Uwe Richrath hob hervor, es sei deutlich geworden, dass Schütz' Tätigkeit nicht nur Beruf, sondern auch Berufung war.
Bezirksvorsteher Rainer Schiefer würdigte den "fast Opladener und Bergischen Jung" mit den Worten: "Er kennt unsere Heimat, wie kein anderer. Das ging immer aus den Artikeln und Kommentaren hervor." Bernd Bussang unterstrich, Schütz habe das Vertrauen der Menschen erworben, weil er stets "mit offenem Visier, seriös und fair" berichtete.
Ehe die Gäste das Wort ergriffen, war Schütz selbst ans Mikrofon getreten und hatte erklärt, warum er im "Topos" feiern wollte: "In Alt-Wiesdorf hat mein Job begonnen." Dort wurden Häuser besetzt und abgerissen, es gab Demos und ähnliche Diskussionen über Autobahn und Deponie, wie heute. "Es war ein Fest für junge Reporter", sagte Schütz und ergänzte: "Hier schließt sich für mich ein Kreis." Abschließend dankte er seiner Familie und Frau, die oft auf ihn verzichteten, weil er "zu unsozialen Zeiten arbeiten musste."
Weiterer Dank galt den Kollegen, speziell seiner Sekretärin Martina Wolter. Schütz: "Sie war immer die Ruhe selbst." Die so Gelobte gab das Kompliment zurück an den "besten Chef aller Zeiten", indem sie sagte: "Er stand immer hinter uns und war für uns da." So bedauerte nicht nur Topos-Chef Wolfgang Orth: "Schade, dass er aufhört."