Wolfgang Bosbach Heilfroh, stundenlange Debatten los zu sein

Leverkusen · Der CDU-Politiker spricht über seinen Parlaments-Ruhestand, seine Aufgabe für die Landesregierung - und was ihm für 2018 am Herzen liegt.

 Die parlamentarische Arbeit vermisst er, die stundenlangen Debatten nicht - Wolfgang Bosbach ist im Teilzeit-Ruhestand.

Die parlamentarische Arbeit vermisst er, die stundenlangen Debatten nicht - Wolfgang Bosbach ist im Teilzeit-Ruhestand.

Foto: Simon

Dieses Jahr war Ihr letztes als Bundestagsabgeordneter. Angesichts der aktuellen Hängepartie zur Bildung einer Regierung: Sind Sie froh, dies nicht mehr mitmachen zu müssen?

bosbach Einerseits vermisse ich die politisch-parlamentarische Arbeit, also das stetige Ringen um die richtigen Entscheidungen für eine gute Zukunft unseres Landes. Andererseits bin ich heilfroh, nicht mehr an stundenlangen Debatten teilnehmen zu müssen, an deren Ende doch nix vernünftiges herauskommt. Davon gab und gibt es viel zu viele. Am meisten vermisse ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meinem MdB-Büro. Das war eine tolle Truppe.

Ihr ehemaliger SPD-Bundestagskollege Karl Lauterbach bringt sich thematisch als möglicher Gesundheitsminister in Stellung und setzt vor allem auf die Bürgerversicherung als einem Knackpunkt in den Koalitionsgesprächen. Wie stehen Sie dazu?

Bosbach Die beste Methode, kein Ministeramt zu bekommen, besteht darin, sich selber öffentlich dafür zu bewerben. Mit Karl Lauterbach verstehe ich mich gut, aber beim Thema Bürgerversicherung werden wir uns nicht einigen. Das beste daran ist der Name. Viele glauben, das wäre das Ende einer Zweiklassen-medizin. Richtig ist das Gegenteil - dann würden wir diese sofort bekommen. Das ist ja auch der Grund, warum die Ärzteschaft sie strikt ablehnt.

Ihre neue Aufgabe für die CDU-Landesregierung als Chef einer Kommission zur Neuaufstellung der Inneren Sicherheit in NRW wird von vielen Menschen als enorm wichtig angesehen - eben weil immer mehr das Gefühl haben, an bestimmten Orten nicht mehr sicher zu sein . . .

Bosbach . . . und an vielen Orten ist dieses Gefühl sogar berechtigt! Leider! Nach Anschlägen odor vereitelten Anschlagsversuchen sagen wir immer wieder: "Wir dürfen unser Leben nicht verändern, sonst hat der Terror gewonnen!" Aber wenn wir Weihnachtsmärkte in Hochsicherheitszonen verwandeln, haben wir unser Leben dann nicht schon längst verändert?

Sie haben über 23 Jahre hinweg ihren Bundestagswahlkreis immer direkt gewonnen - können Sie sich an ihren härtesten Konkurrenten erinnern?

Bosbach Das war Christian Lindner: blitzgescheit, ein begnadeter Redner und extrem ehrgeizig.

Was ist Ihrer Auffassung nach die wichtigste Aufgabe in Deutschland im kommenden Jahr?

Bosbach Drei Punkte halte ich für besonders wichtig in Zeiten des Übergangs von der Industrie- zur Wissensgesellschaftschaft: Bildung, Bildung, Bildung. Entschlossener Kampf gegen jede Form von Gewalt, Extremismus und Fanatismus - und nicht zuletzt dürfen wir nicht den engen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und sozialer Leistungsfähigkeit verlieren. Alles, was der Staat ausgibt, muss zunächst im Staat erarbeitet werden.

PETER CLEMENT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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