Leverkusen "Heiraten war im alten Rathaus schöner"
Leverkusen · Die Rathaus-Galerie feiert "Fünfjähriges". Center und Drumherum werden von Kunden gelobt - aber nicht nur.
Als der Platz längst noch nicht real war und nur als Planungsskizze existierte, da raunte manch Politiker, dass dieser Ort nie massentauglich würde. Aber längst ist auch der größte Pessimist bekehrt. "Hier sitze ich gerne, in der Sonne, mit einem Kaffee. Der Platz ist sehr gelungen", sagt Dieter Felsch stellvertretend für die Vielen, die gestern Mittag die Plätze der Außengastronomie des Rathausplatzes in Beschlag nehmen. Alle Tische besetzt, ein paar Meter weiter bevölkern Jugendliche die Steintreppe, mittendrin feiert eine Gesellschaft Hochzeit auf türkische Art.
Schönster Tag des Lebens? Auf dem Friedrich-Ebert-Platz? Zwei Dinge, die - ruft man sich die einstige Kulisse mit gar nicht mal so altem, aber trotzdem Abriss-bedürftigem Rathaus, Stadthaus und Bayer-Kaufhaus vor Augen - nicht mehr so recht zusammenpassen wollen. "Obwohl im Rathaus das Ambiente zum Heiraten damals schöner war", berichtet Sebastian Kügler. Der 29-Jährige muss es wissen: Seine Mutter arbeitete im alten Rathaus, und vor einer Stunde haben er und seine Anna-Lena geheiratet - "mitten im Meldewesen". Die Galerie habe zwar die Geschäfte der City C und Hauptstraße ins Abseits gestellt. Aber insgesamt gibt das Paar auch der Galerie sein Ja-Wort: "Alles in allem gelungen" finden sie die beiden Lützenkirchener. Bayer-Kaufhaus? Vermissen sie nicht. "Hier gibt es alle Geschäfte, die man braucht", sagt Anna-Lena, die seit einer Stunde Kügler heißt. Dann fällt ihr noch was ein. "Ein Hollister fehlt." Ein Mode-Geschäft aus den USA.
Dem würden Jacqueline Schlage und Rita Kopernok auf den Sonnenplätzen vor der Galerie eher nicht zustimmen. "Hier gibt es fast nur Ketten. Man hat das Gefühl, überall das Gleiche zu bekommen", sagt Kopernok, Schlage ergänzt: "Das Center ist praktisch: Man bekommt alles, was man auf die Schnelle braucht. Aber zum Bummeln ist das nichts." Für den Einzelhandel gelte eher die Rechnung: mehr kleine, individuelle Geschäfte gleich mehr Flair. "Das ist verlorengegangen", sagt Schlage. Eines loben sie und Kopernok aber durchaus: "Das Center ist immer sauber."
Ähnlich wie die Damen sieht das Dieter Felsch, der Freund von Kaffee und Sonne: "Solchen Zentren fehlt das Persönliche, der Charme, den Inhaber-geführte Geschäfte oft besitzen. Aber gegenüber anderen Malls finde ich die hier relativ gelungen." Weniger schön sei, dass Deutsche Bank und Kinopolis von der City abgeschnitten worden seien und dass der Galerieteil entlang der Hauptstraße "wie tot wirkt". Aber auf dem Rathausplatz ist davon nichts zu spüren. Hier pulsiert immer noch das Leben. Und Felsch, der in Bensberg wohnt und in Wiesdorf arbeitet, kommt morgen zur Mittagspause bestimmt wieder: Es ist wieder Sonnenschein angesagt.