Leverkusen "Helaaf" - jecke Familien finden Versöhnungs-Formel

Leverkusen · Opladener und Leichlinger haben es gut: Wenn sie Karneval feiern rufen sie "Alaaf". Direkt "nebenan" – in Langenfeld – sieht das etwas anders aus: Da zieht sich eine unsichtbare Alaaf- und Helaugrenze durchs Städtchen.

 Zur "IG Jecke Familien" zählen drei Generationen aus 20 Familien – sowie der Karnevalswagen, auf dem vor allem die Kindergartenkinder mitfahren.

Zur "IG Jecke Familien" zählen drei Generationen aus 20 Familien – sowie der Karnevalswagen, auf dem vor allem die Kindergartenkinder mitfahren.

Foto: privat

Opladener und Leichlinger haben es gut: Wenn sie Karneval feiern rufen sie "Alaaf". Direkt "nebenan" — in Langenfeld — sieht das etwas anders aus: Da zieht sich eine unsichtbare Alaaf- und Helaugrenze durchs Städtchen.

In Reusrath rufen die Jecken laut "Alaaf" und in den anderen Stadtteilen "Helau". Bis vor kurzem war es jedenfalls so und führte zu so manchem Missverständnis — nicht nur bei den Jecken.

Wenn Sie irgendwo demnächst ein donnerndes "Helaaf" im Karnevalstrubel hören, zweifeln Sie nicht an ihrem Gehör. Das ist absolut in Ordnung. "Helaaf" ist vielmehr die aktuelle Symbiose zwischen Alaaf und Helau und soll die althergebrachten Karnevals-Grenze zwischen Köln und Düsseldorf aufweichen.

Die Idee dazu hatten unter anderem Sally und Ralf Franz — er Kölner (und mit Alaaf aufgewachsen), sie Langenfelderin (mit Helau aufgewachsen). Das Ehepaar gehört zu der seit 2012 bestehenden "IG Jecke Familien". Die marschierte im letzten Jahr erstmals im Langenfelder Karnevalszug als Samba-Fische (Siehe Foto) mit und hatte so tolle selbst geschneiderte Kostüme an, dass die Truppe gleich den Preis fürs beste Kostüm einheimste.

Entstanden ist die "IG", so erzählt der Vorsitzende, Ralf Franz, aus einer Gruppe, die mehrere Jahre lang gemeinsam den Langenfelder Zug gemeinsam anschaute und sich immer wieder dachte "eigentlich könnte/müsste/sollte man doch mal selber...". Bis es dann jedoch soweit war dauerte es dann doch drei Jahre.

Sally Franz, die Ehefrau des IG-Vorsitzenden Ralf Franz, hat — soll sieht es aus — aus der Not eine Tugend gemacht und die jecken Wurzeln (Köln und Langenfeld) gebündelt. Den beiden vier und zehn Jahre alten Söhnen will sie "Karneval als Tradition vorleben". Sie sollen ihn "in einem geschützen Umfeld kennenlernen und als etwas besonderes erleben." So sehen das auch die anderen aus der Gruppe.

Mittlerweile zählen zur "IG Jecke Familien" drei Generationen (66 Personen aus 20 Familien). Davon sind 37 Erwachsene und 29 Kinder im Alter von sechs Monaten bis 66 Jahre. Die Kostüme sowie der Karnevalswagen (ein Gefährt für die Kindergartenkinder) werden in Eigenarbeit bei regelmäßigen Teamtreffen hergestellt, bei denen selbst die Kleinsten schon gekonnt Hand anlegen.

Bis jetzt geht man, so versichert Sally Franz, "sehr sensibel" mit dem Helau und Helaaf um. Als das Langenfelder Prinzenpaar vor kurzem im IG-Domizil an der Hitdorfer Straße zu Gast war, wurde selbstverständlich erwartungsgemäß "Helau" gerufen.

Übrigens: In Köln wird der neue Schlachtruf Helaaf erfreut zur Kenntnis genommen. Die Sprecherin des dortigen Festkomitees, Sigrid Krebs, findet, dass "das eine wunderbare Sache zur echten Karnevalsverständigung ist". Was will man mehr, als rheinischer Jeck.

(RP)
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