Leverkusen Herpolsheimer warnt vor Regulierungs-Tsunami

Leverkusen · Die Sparkassen-Bilanz ist gut. Trotz Rekord-Niedrigzinses und Rekord-Regulierungsregeln. Hält dies an, "wird das irgendwann in der Bilanz Spuren hinterlassen", fürchtet der Vorstandschef. Trotz geringer Zinsen sparen Kunden weiter.

 Auf der Leverkugel der Sparkasse grüßt die fünfte Session. Heiter war gestern auch Vorstandschef Manfred Herpolsheimer, denn die Zahlen der Sparkasse für 2015 sind gut. Polit-Kritik übte der Bankmanager an Brüssel.

Auf der Leverkugel der Sparkasse grüßt die fünfte Session. Heiter war gestern auch Vorstandschef Manfred Herpolsheimer, denn die Zahlen der Sparkasse für 2015 sind gut. Polit-Kritik übte der Bankmanager an Brüssel.

Foto: Miserius

Regulieren und Strangulieren sind sehr ähnlich klingende Worte. Und manchmal hat Manfred Herpolsheimer den Eindruck, dass sie in der Politik verwechselt werden. Das extreme Niedrigzins-Niveau derzeit sei keinem volkswirtschaftlichen, sondern einem politischen Zins geschuldet, um schwachen Staaten in Europa zu helfen. "Die deutsche Wirtschaft ist stabil genug, sie könnte Zinssätze vertragen", betont der Sparkassenchef. "Die Niedrigzins-Politik hat kaum noch Wirkung. Wir stellen bei Firmen eine gewisse Sättigung fest. Die haben die nötigen Investitionen getätigt. Der Niedrigzins regt aber nicht zu neuen Ausgaben an." Er tut's aber beim Privatmann, der ihn für Immobilien nutzt. Noch. Herpolsheimer fürchtet die Gefahr einer "Immoblase". In den Ballungsräumen "steigen die Preise schon. Wenn dort alles abgegrast ist, dann geht es hier weiter." Oft sei in die gestiegenen Preise der Niedrigzins bereits eingerechnet. "Also relativiert sich das Ganze schon wieder für den Käufer."

Andererseits fehlten der Sparkasse gute Immobilien zum Verkauf, weil nur wenige Leute, die eine interessante Immobilie haben, sie derzeit veräußern wollen. Denn der Erlös ließe sich kaum irgendwo anders lohnenswert anlegen als wieder in einer Immobilie.

Zweite schwierige Ramenbedingung: die Regulatorik. "Durch die Finanzkrise 2008 wurde ein Regulierungs-Tsunami ausgelöst, der den Geldinstituten die Luft zum Atmen nimmt", klagt Herpolsheimer. Er nennt als Beispiel die Baseler-Vorschriften: "Basel I hatte 30 Seiten auf Deutsch, Basel II 300 Seiten auf Deutsch und Englisch, Basel III 8000 Seiten auf Englisch. Wir haben eine 30 Mitarbeiter starke Abteilung, die sich den ganzen Tag mit Reglen wie Basel III beschäftigt." Das Problem: Europa kenne das deutsche Bankensystem nicht. Herpolsheimer appelliert in Richtung Brüssel: "Regulieren - ja, strangulieren - nein."

Eine baldige Besserung sieht er nicht. Generelle Berechnungen besagten: Hielten die Überregulierung und die Niedrigzinsphase länger an, würden die Spuren in vier, fünf Jahren sichtbar, betonte er. Vielleicht auch bei der Sparkasse.

Die präsentiert gute Zahlen: "Wir sind mit den Ergebnissen mehr als zufrieden." In fast allen Bereichen legte das Geldinstitut im Vergleich zu 2013 zu: Die Bilanzsumme kletterte um 38 Mio (+ 1,2 Prozent) auf mehr als drei Milliarden Euro an, das Kreditvolumen stieg um 64 Mio (+2,6 Prozent) auf 2,5 Milliarden Euro - die Sparkasse vergab 351 Mio neue Kredite (+ 36 Millionen oder 11,2 Prozent). 148 davon gingen an Privatkunden. Und trotz der extrem niedrigen Zinsen ("Sparer werden heute eher bestraft als belohnt", Herpolsheimer) sparen die 160 000 Kunden des Instituts: Die Einlagenseite legte um 2,1 Prozent auf 2,3 Milliarden zu. Hauptsächlich werde in kurzfristige Einlagen wie Tagesgeldkonten eingezahlt.

Das Jahresergebnis beziffert Herpolsheimer mit 3,3 Mio - das sei auf dem Niveau des Vorjahres, ordnet er ein. Die Sparkasse werde vier Mio Euro Gewerbesteuer an die Stadt zahlen.

(RP)
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