Leverkusen Herz unter Stress - Mediziner klären auf

Leverkusen · Bluthochdruck, Diabetes, ein hoher Cholesterinspiegel und eine Dauerbelastung durch Stress - all das tut dem Herz nicht gut. Über Gefahren und Prävention informieren am Samstag Experten im Forum.

Es sei vielleicht nicht an der Tagesordnung, aber eigentlich komme jede Woche mindestens ein solcher Fall vor, wie Professor Peter Schwimmbeck ihn nun wieder vor sich hatte. In Gestalt eines Mannes, Jahrgang 1950. "Der hatte einen akuten Infarkt. Aber er kam erst mehr als 24 Stunden nach Auftreten der Beschwerden zu uns", sagt der Klinikdirektor (Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin) des Klinikums. Begründung: Die Schmerzen seien auszuhalten gewesen. Dem Tod sei der Mann von der Schippe gesprungen, "aber er wird in seinem Leben keine zwei Treppen mehr ohne Probleme steigen können", verdeutlicht der Mediziner.

Solche Beispiele sind tragisch. Aber sie sind auch geeignet, um zu belegen, wie wichtig und nötig es ist, dass einmal im Jahr in großem Stil auf die Lebensgefahren durch Herzerkrankungen wie Infarkt, Schlaganfall und Rhythmusstörungen aufmerksam gemacht wird.

Gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung und weiteren Medizinern wird Schwimmbeck darüber am kommenden Samstag, 19. November, im Forum referieren. Genauer: Diesmal widmen sich die Fachleute unter der Überschrift "Herz unter Stress" mit Vorträgen und an Informationsständen den vier Hauptrisiken: Blockhochdruck, Diabetes, hoher Cholesterinspiegel und - dem in zunehmendem Maße lebensgefährdenden - Stress.

Wie nötig solche Veranstaltungen seien, verdeutliche der Vorfall im Vorraum einer Essener Bank.

Dort hatten kürzlich mehrere Personen einen am Boden liegenden, sterbenden Mann ignoriert. "Das ist eine Katastrophe", sagt Peter Schwimmbeck. Der Arzt vermutet dahinter - neben einem

Trend zum Mangel an Altruismus in der Gesellschaft - Unsicherheit im Umgang mit einer solchen Situation. So etwas sollte einen Anstoß geben, an Schulen in Nordrhein-Westfalen auch Reanimation in den Lehrplan aufzunehmen, sagt der Professor.

In seiner Klinik am Klinikum in Schlebusch werden bis zu 600 Patienten mit Herzinfarkt pro Jahr behandelt. Zwar haben sich für sie die Prognosen zuletzt deutlich verbessert - nur noch rund sechs Prozent sterben daran (1998 waren es noch 14 Prozent) und von 15.000 in 2002 sank die Zahl der Toten NRW-weit auf 10.000 in 2013.

Allerdings könne noch viel getan werden, damit Menschen im Ernstfall die Zeichen richtig deuten. Aber auch, damit es möglichst gar nicht zum Ernstfall kommt. "Die Menschen sollten frühzeitig sensibilisiert werden für das Risikopotenzial solcher Erkrankungen, wir wollen sie möglichst schon erreichen, bevor sie Patient sind", verdeutlicht Oberbürgermeister Uwe Richrath, der die Schirmherrschaft für der Veranstaltung am Samstagvormittag im Form übernommen hat.

Das hat im Übrigen auch Peter Schwimmbeck verinnerlicht. Er schaffe es zwar nicht jeden Tag nach Feierabend auf seinen heimischen Ergometer. "Aber zumindest jeden zweiten", beteuert der Arzt.

Info Der Leverkusener Informationsvormittag zur Herzwoche findet am kommenden Samstag, 19. November, im Agam-Saal des Forums (1. Etage) von 10 bis 13 Uhr statt. Es gibt unter anderem Vorträge und Informationsstände rund ums Thema. Weitergehende Informationen gibt es im Internet unter der Adresse: www.herzstiftung.de.

(RP)
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