Leverkusen Hornist Klieser und Orchester servieren Aha-Momente

Leverkusen · Was für ein Abend! Da standen mit Kompositionen von Mozart, Haydn und Schubert drei bekannte Klassiker auf dem Programm des Sinfoniekonzertes von Bayer Kultur.

 Beeindruckender Fußarbeiter: Hornist Felix Klieser.

Beeindruckender Fußarbeiter: Hornist Felix Klieser.

Foto: M. Helbig

Und trotzdem war dieses Konzert voller Überraschungen und Aha-Momenten. Genau das erwarten die Freunde von Werner Ehrhardt und seinem technisch wie musikalisch ausgezeichneten Ensemble L'arte del mondo, das dieses Mal in (kleiner) Sinfonieorchester-Stärke auftrat.

In diversen Projekten hat Bayers "Orchestra in Residence" mit mutigen Grenzgängen zwischen Genres und Stilen das Publikum begeistert. Dagegen ging es in dieser Woche erstaunlich konventionell zu. Aber niemals würde Ehrhardt ein Standardprogramm einfach herunterspielen lassen. Sein Entdeckergeist, der immer wieder zu Neuausgrabungen wie der eingangs vorgestellten c-Moll-Sinfonie von Johann Anton Zimmermann führt, treibt ihn auch an, wenn es darum geht, Schuberts "Unvollendete" zum Leben zu erwecken. Jene H-Moll-Sinfonie, deren mehrfach wiederkehrendes Thema nach einem langen Konzertabend nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. So fein und weich wie ein zarter Sommerwind haben die Streicherstimmen die Zuhörer darin eingewickelt.

Umso wirkungsvoller waren die harten Schnitte, mit denen die Musiker das Wohlgefühl jäh unterbrachen, um den krassen Charakterwechsel in Schuberts Musik auszukosten. Kein Ton ist wie der andere bei diesem feinfühligen Zusammenspiel der Streicher und sauberen Bläsergruppe. Jede Phrase wird gestaltet, umsichtig und in erstaunlich vielen dynamischen Nuancen zwischen einem kaum noch vernehmbaren Pianissimo und einem engagierten Forte.

Darin liegt auch die Stärke des Hornisten Felix Klieser, der das faszinierte Publikum mit Mozarts Es-Dur Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 in die Pause schickte und danach die D-Dur Konzert von Joseph Haydn gegenüberstellte. In beiden Solopassagen beeindruckten einerseits die virtuosen Läufe und Sprünge, lebendiges Jagdfieber kunstvoll für den Konzertsaal kultiviert, und andererseits zauberhafte Melodik der Mittelsätze in weichen Linien.

Rätselhaft, woher dieser junge Ausnahmemusiker ohne Arme überhaupt die Luft dafür nimmt, wenn er doch sein Zwerchfell einquetschen muss, um mit dem linken Fuß die Ventile seines Horns zu bedienen. Ohne Zugabe kam er nicht vom Podium. Und da verblüffte er mit einer kleinen Komposition von Rossini, ursprünglich für Hornquartett, aber von Klieser für eine rasante Solonummer verdichtet.

(mkl)
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