Jörg Knör "Ich komme in Leverkusen gut an"

Leverkusen · Am 27. September kommt Entertainer und Parodist Jörg Knör mit seiner Show "ViP ViP Hurra!" in das Scala in Opladen.

Herr Knör, in Ihrer Show "ViP ViP Hurra!" parodieren Sie unterschiedliche Charaktere, die in einer fiktiven Late-Night-Show auftreten. Wie suchen Sie sich diese Charaktere aus?

Knör: Immer nach Aktualität. Das ist wie ein Haus mit einem Klingelschild, da steht "ViP ViP Hurra!" drauf, aber ich möbliere ständig um. Die Show wird ständig aktualisiert. Themen, wie der Flughafen Berlin fliegen raus, weil das Thema durch ist. Jetzt kommt "Big Brother", darüber reden die Leute wieder im September. Ich bin ja ein wenig boulevard, ich bin kein politischer Kabarettist, sondern ich mache Unterhaltung. Für mich ist es wichtig, dass die Leute nach zwei Stunden sagen: Ich fühle mich besser, ich habe gelacht.

Schreiben Sie die Texte selbst oder haben Sie ein Team?

Knör: Nein, der Genuss den ich an meiner Arbeit habe, ist auch, dass ich meine eigenen Gedanken mit den Menschen teile. Die Zustimmung, den Applaus, den ich dafür bekomme, ist nicht nur für meine Fähigkeiten als Parodist. Im Gegensatz zu einem Schauspieler ist der Genuss viel höher, weil ich auch inhaltlich gelobt werde. Ein Lacher gilt auch meiner Idee. Ich halte mir meistens die erste Viertelstunde der zwei Stunden Programm frei, um Aktuelles einbauen zu können. In den Anreisen für meine Auftritte - ich komme ja aus Hamburg - lese ich Zeitung und wühle alles durch, vor allem über die 70 Prominenten, die ich mittlerweile in meinem Stadel habe. Ich probiere es direkt auf der Bühne aus und muss ins kalte Wasser springen.

Ganz schön mutig.

Knör: Der Mut wird auch belohnt. Ich brauche den Nervenkitzel. Die Routine, die man nach über 30 Jahren hat, kann auch manchmal langweilig werden. Ich brauche das Herzklopfen. Ich habe Lust auf Risiko und schmeiße bewährte Nummern raus, weil sie mir zu langweilig geworden sind.

Sie nannten gerade Ihren "Stadel" - haben Sie darin einen persönlichen Liebling?

Knör: Ja, das sind die Personen, die andere nicht machen. Auch alles Neue ist toll. Zum Thema "Big Brother" hole ich Nino de Angelo aus der Höhle. Helmut Schmidt ist ein Favorit und hat Inge Meysel als Evergreen abgelöst, die bei mir höchstens nur noch als Zugabe läuft. Bei Helmut Schmidt wird es immer ganz still im Publikum, aus Respekt vor dem Original und weil eine Parodie auch aus einer Würdigung, einer Hommage besteht. Ich mache keine Promimenten lächerlich, es sei denn, sie machen das selber. Man muss immer gucken, wen das jüngere Publikum noch kennt. Reich-Ranicki kennen viele Jüngere nicht mehr, aber den gucken sie sich dann bei youtube an und schreiben mir: Das machst Du echt gut!

Wie bekommt man denn einen Til Schweiger hin? Er hört sich ja manchmal selbst schon an wie seine eigene Parodie.

Knör: Indem man noch unverständlicher spricht, was natürlich kaum möglich ist. Ich sage immer: Selbst Klitschko kann man sogar mit Mundschutz besser verstehen.

Ein Late-Night-Talk - wäre das ein Format, das Sie sich für sich selbst vorstellen könnten?

Knör: Ich bin tatsächlich dabei, Sender und Produktionsfirmen von einem wöchentlichen Format zu begeistern, für den für mich als Fernsehkonsument unbefriedigendsten Abend: den Sonntagabend. Mein Konzept nennt sich "Knör am Sonntag". Eine Art Probebühne dafür habe ich schon in Hamburg, wo ich einmal im Monat am Sonntag im "Schmidtchen"-Theater an der Reeperbahn auftrete. Ich hätte Interesse an so einer Show, aber jeden Tag nutzt man sich ab.

Sie standen in letzter Zeit viel auf der Bühne und haben sich im Fernsehen rar gemacht. Wie kommt das?

Knör: Das Fernsehen steckt im Jugendwahn. Ich bin seit fast 35 Jahren im Geschäft und habe große Erfahrung. Das hat aber auch den Nachteil, dass diejenigen, die im Fernsehen entscheiden, ein festes Bild von einem haben, das vielleicht nicht aktualisiert ist. So nach dem Motto: Der macht ja nur die Alten und ist etwas old fashioned. Ich werde oft auf den Imitator reduziert. Ich mache aber viel mehr. Und die ältere Zielgruppe sollte man nicht unterschätzen.

Haben Sie früher, als Sie noch in Wuppertal lebten, Berührungspunkte zu Leverkusen gehabt?

Knör: Ja, meine ältere Tochter ist sogar in Leverkusen aufs Lise-Meitner-Gymnasium gegangen. Ich habe früher in Köln-Dünnwald gewohnt. Schlebusch war für mich ein Bezugspunkt. Außerdem habe ich vier Sessionen Karneval gemacht. Es gibt keinen Ort, wo ich so gut angekommen bin, wie in Leverkusen. Besser als in Köln.

MARION MEYER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Termin: Sonntag, 27. September, Scala, Beginn: 19.30 Uhr Tickets: www.scala-leverkusen.de.

(RP)
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