Leverkusen IG Bau kämpft für 660 Reinigungskräfte

Leverkusen · Immer größere Putzflächen - immer weniger Zeit: Die IG Bau fordert für 660 Reinigungskräfte bei den Tarifverhandlungen bessere Löhne.

Über schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichende Bezahlung von 660 Gebäudereinigern in Leverkusen klagt jetzt die auch für diese Berufsgruppe zuständige Gewerkschaft IG Bau Köln-Bonn. Der Konflikt spitze sich zu. "Die Gebäudereiniger leiden unter dem Kampf Mensch gegen Minute", sagt IG Bau-Bezirkschef Hans Peter Eschweiler.

Die Reinigungskräfte in Leverkusen kämpften nicht nur gegen Staub, Dreck und volle Papierkörbe, sondern immer häufiger vor allem gegen die Uhr. Von den Reinigungskräften werde verlangt, immer mehr Fläche zu machen - ohne dafür allerdings mehr Zeit zu bekommen. Eine aktuelle Umfrage der Gewerkschaft, an der sich auch Gebäudereinigerinnen und Fensterputzer aus Leverkusen beteiligt hätten, habe gezeigt: "57 Prozent der Reinigungskräfte haben in den letzten zwei Jahren ein größeres Reinigungsrevier zugewiesen bekommen - und das bei gleichbleibender Stundenzahl. Neun von zehn der Befragten hätten angegeben, bei der Arbeit unter großem Zeitdruck zu stehen", berichtet die Gewerkschaft und spricht sogar von "Turbo-Putzen", das mittlerweile gefordert werde. Ein Beispiel nennt Eschweiler: "Eine Gebäudereinigerin hat exakt zwei Minuten und 19 Sekunden Zeit hat, um ein 18-Quadratmeter-Büro sauber zu machen."

Außerdem seien von den rund 660 in Leverkusen in der Gebäudereinigung beschäftigten Mini-Jobber, denen man umso mehr Überstunde auferlegen könne, die oft nicht mal bezahlt würden, beklagt Eschweiler. Die IG BAU wolle die Arbeitgeber bei der nächsten Runde der Tarifverhandlungen am kommenden Donnerstag mit den Missständen im Gebäudereiniger-Handwerk konfrontieren. "Darüber hinaus fordert sie ein Lohn-Plus. So soll etwa die niedrigste Lohngruppe für die Reinigungsbranche um 80 Cent auf dann 10,35 Euro pro Stunde angehoben werden", betont der Bezirkschef.

Die Stadtverwaltung Leverkusen habe nur noch 37 Reinigungskräfte in vier Gebäuden in eigenen Diensten, heißt es aus der Pressestelle der Stadt auf Nachfrage unserer Redaktion. Die übrigen 122 städtischen Objekte mit insgesamt 326.300 Quadratmetern Nettogeschossfläche würden durch Fremdreinigungsunternehmen geputzt. Alle 37 städtischen Reinigungskräfte seien mit unterschiedlicher Stundenzahl teilzeitbeschäftigt. Sie würden nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst gemäß der Einstufung nach E 2 mit 1819, 86 Euro bis 2380, 73 Euro pro Monat bezahlt, berichtet Stadtsprecherin Heike Fritsch. Die Anforderungen und damit auch der Zeitumfang habe sich bei den städtischen Kräften nicht verändert, betont sie weiter.

Genaue Aussagen, wie viel Reinigungszeit für eine gewisse Quadratmeterzahl vorgegeben werde, könne die Stadt aber nicht machen. Die Reinigungszeit sei u.a. abhängig von Fläche, Nutzung, Möblierung, Raumzuschnitt, Bodenbelag, Reinigungshäufigkeit. In einem Leistungsverzeichnis und Werkvertrag werde dies konkretisiert. "Eine generelle Zeitvorgabe für die Unterhaltsreinigung in städtischen Einrichtungen erfolgt bei der Vergabe von Reinigungsaufträgen nicht", meldet die Stadtverwaltung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort