Leverkusen IHK stellt Wupsi-Werkstatt in Frage
Leverkusen · Mehr Gewerbeflächen, weniger städtische Beteiligungen, besseres Baustellenmanagement - das fordert die IHK.
Es sei ein "strategischer Fahrplan". Ja, "ein verborgener Schatz", der in seiner Gesamtheit helfen könne, Leverkusen besser aufzustellen. Mit diesen verbalen Girlanden umwickelte Roman Milczarek das Positionspapier "Zukunft Leverkusen" der Industrie- und Handelskammer (IHK). Dafür haben im Sommer 65 Teilnehmer bei einem Workshop vier Themenfelder aus Unternehmer-Sicht beackert und Handlungsempfehlungen entwickelt. "Es geht dabei nicht Schuldzuweisungen an die Stadt", schickt Eva Babatz voraus. "Wir sehen darin den Beginn eines Prozesses und Dialogs", sagt die Leiterin der Leverkusener IHK-Geschäftsstelle, die das Papier mit dem Vorstand des IHK-Wirtschaftgremiums (Milczarek, Natalie Kühn, Heribert Gierlichs) und Ulrich Soénius von der IHK Köln vorstellte.
I. Marke/Image
Neben dem Auflegen eines Stadtmarketingkonzepts sei eine stärkere Wertschätzung der Wirtschaft bei der Stadtverwaltung wünschenswert. Babatz: "Auch das Biotop Wirtschaft muss geschützt werden." Zudem sollte das "Veedel-Bewusstsein" in den 13 Stadtteilen gefördert, nicht "eingeebnet" sowie ein Stadt-Slogan gesucht werden (Idee: "LEV - hier stimmt die Chemie").
II. Kommunalfinanzen und Beteiligungen
Angesichts zuletzt rückläufiger Unternehmensansiedlungen sei die Ausweisung neuer Gewerbeflächen dringend geboten. Die Gewerbesteuer sollte angesichts der Konkurrenz mit anderen Städten nicht erhöht, aber der Kreis der Betroffenen erweitert werden (um Landwirte und Selbstständige) - nicht um höhere Einnahmen zu erzielen, sondern um den starken Schwankungen entgegenzuwirken. Neben dem Forcieren der interkommunalen Zusammenarbeit (etwa bei Immobilienmanagement, Personalverwaltung, Stadtplanung) und dem Erstellen eines Personalentwicklungskonzeptes für die Verwaltung sollen städtische Beteiligungen auf den Prüfstand, was für die Daseinsvorsorge nicht notwendig ist, könnte privatisiert werden. "Braucht die Wupsi einen 20 Mann starken Reparatur-Bereich? Wenn einmal nichts kaputt geht, gibt es dort nichts zu tun", sagte Gierlichs. Dass die Chefs von EVL, Avea, Sparkasse und Wupsi dies naturgemäß anders sehen, zeigte sich bei der Verabschiedung des Papiers im Wirtschaftsgremium: Sie stimmten dem Abschnitt nicht zu.
III. Verkehrsinfrakstruktur
Aus dem Dasein als überlasteter Verkehrsknotenpunkt lasse sich für Leverkusen die Vision eines zentralen Mobilitätsstandortes ableiten, etwa durch den Aufbau von Tankstellen für Elektro- und Wasserstoff-betriebene Fahrzeuge in der Fixheide. Vonnöten sei ein langfristig angelegtes, gesamtstädtisches Verkehrskonzept, in dem Car- und Bike-Sharing-Konzepte sowie der Ausbau von Radschnellwegen berücksichtigt werden. Der ÖPNV sollte derart ausgebaut werden, dass Linien und Stadtteile besser vernetzt werden; dies könne beitragen, die schlechte Anbindung der Stadtteile unterneinander zu verbessern. Zur Verbesserung von Verkehrsfluss und -sicherheit sollte ausgelotet werden, wo sich nachts Ampeln abschalten lassen, Kreisverkehre noch Sinn machen und Grünschnittarbeiten die Übersichtlichkeit verbessern. Auch sei eine Professionalisierung des Baustellenmanagements notwendig. Wie dringend, das hätten die Querelen durch die wochenlange Sperrung der Schlebuscher Straße gezeigt, die für manches Unternehmen existenzbedrohend gewesen sei. In der Vergangenheit fühlten sich Unternehmen ungleich und schlecht über solche Maßnahmen informiert, die zudem besser aufeinander abgestimmt werden müssten.
IV. Sicherheit/Sauberkeit/Stadtbild
In einigen Bereichen mangele es an Sicherheit (Stadtpark, Rückseite des Forums, Skaterpark würden als Angsträume wahrgenommen), in anderen an Sauberkeit. Ein Negativ-Beispiel: die Opladener Innenstadt. Milczarek: "Ein Workshop-Teilnehmer sagte: Opladen ist im Rutschen und kaum noch zu greifen." Zu viele Ein-Euro-Läden, zu wenig Attraktivität, etwa im Bereich Bahnhostraße/Bunker-Parkplatz. Helfen könnte, sich geeignete Maßnahmen in anderen Städten abzuschauen, die Kommunikation zwischen Stadt-Mitarbeitern und Bürgern zu verbessern und Aktionen zu initiieren, für die Bürger oder Unternehmen eine Patenschaft übernehmen. Milczarek: "Viele Bürger würden sich für ihre Stadt engagieren, wenn sie wüssten wie und wo."