Leverkusener wegen Mordversuch vor Gericht "Ihr habt euch mit den Falschen angelegt"

Köln · Aus Rache soll ein 30-Jähriger in Leverkusen-Opladen zwei Männer mit einem Messer schwer verletzt haben. Sie waren zuvor auf einer Karnevalsparty mit seinem Bruder aneinander geraten.

 Der Angeklagte mit seinem Rechtsanwalt im Gerichtssaal.

Der Angeklagte mit seinem Rechtsanwalt im Gerichtssaal.

Foto: Claudia Hauser

Es war eine von vielen Kneipenschlägereien an Weiberfastnacht. Die Polizei war sogar so rechtzeitig da, dass die Beamten die beiden Gruppen trennen und Schlimmeres verhindern konnten. Doch einer der Beteiligten erzählte seinem Bruder von dem Streit — der wollte sich rächen und griff zwei Männer mit einem Messer an. Wegen versuchten Mordes muss sich der 30-jährige Milo K. (Name geändert) seit Montag vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Die Geschichte spielte sich vor mehr als zwei Jahren in Leverkusen-Opladen ab, am 13. Februar 2015 in der Gaststätte "Bierhaus" an der Humboldtstraße. Dort entzündete sich auf einer Karnevalsparty ein Streit zwischen zwei Gruppen junger Männer. Draußen kam es zur Prügelei, der Bruder des Angeklagten wurde leicht verletzt. Die Polizeibeamten nahmen die Personalien der Beteiligten auf und schickten sie nach Hause.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wollte der Angeklagte seinen Bruder rächen. Er verfolgte die beiden 23 und 26 Jahre alten Männer auf ihrem Heimweg. In der Goethestraße soll er dem Jüngeren mit einem Messer in den Rücken gestochen und ihm ins Gesicht getreten haben, als der Verletzte zu Boden gegangen war. "Ihr habt euch mit den Falschen angelegt", soll er sinngemäß gesagt haben, bevor er den 26-Jährigen attackierte. Er stach sieben Mal auf Rücken und Oberschenkel ein und nahm damit den Tod des 26-Jährigen "billigend in Kauf", wie es in der Anklage heißt. Die Männer hätten durch den Angriff von hinten keine Chance der Gegenwehr gehabt. Die Verletzungen des 26-Jährigen waren lebensgefährlich, Ärzte konnten ihn durch eine Notoperation retten.

Blutspuren am Tatort in Leverkusen-Opladen. (Archivbild)

Blutspuren am Tatort in Leverkusen-Opladen. (Archivbild)

Foto: Hoffmann

Milo K. will am ersten Prozesstag eine Erklärung abgeben — die Vorsitzende der 11. Großen Strafkammer will die aber erst am Dienstag hören, wenn der psychiatrische Gutachter dabei ist.

So endet der erste Prozesstag nach dem Verlesen der Anklage. Der Angeklagte war zwar zehn Tage nach der Tat festgenommen worden, er ist nach einiger Zeit in Untersuchungshaft und nach Zahlung einer Kaution aber auf freiem Fuß, da er nach Auffassung der Ermittler in geordneten Verhältnissen lebt, außerdem keine Fluchtgefahr besteht. Er ist Vater dreier Kinder. Sein Verteidiger hatte in einem Telefonat mit der Vorsitzenden Richterin eine zweijährige Bewährungsstrafe für seinen Mandanten als Wunsch in den Raum gestellt. Möglich, dass der Vorwurf des versuchten Mordes sich nicht halten lässt und Milo K. am Ende wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt wird.

Die Richterin machte im Prozess aber deutlich, dass noch alles offen sei.

Ein Urteil wird für den 19. Juni erwartet.

(hsr)
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