Leverkusen Im Künstlerbunker geht es "immer geradeaus"

Leverkusen · Die Richtung ist klar vorgegeben: "... und immer geradeaus" geht es im Opladener Künstlerbunker. Zur Eröffnung am Sonntag werden die Besucher sogar auf den richtigen Weg eingewiesen. Anna Matzek wird dort stehen, wo man am Ende des langen Ganges nach rechts abbiegen muss. Mit dieser Live-Performance ergänzt sie ihre eigene, in drei Schritten entstandene Videoarbeit, die sie als eine Art Einweiser im Kapuzenoverall zeigt. Am selben Ort filmte sie die erste Sequenz, auf die sie in einem zweiten Dreh aufmerksam macht. Das Ganze wurde dann nochmals wiederholt.

 RolfKritik an der Kommunalpolitik, die beim Abtauchen noch am Stuhl klebt. RP-Foto: Miserius

RolfKritik an der Kommunalpolitik, die beim Abtauchen noch am Stuhl klebt. RP-Foto: Miserius

Foto: Wetter übt mit seiner Assemblage aus Holzresten

Besonders schlicht hat Friedrich Engstenberg das Gemeinschaftsthema mit einer Linie auf Metall umgesetzt, die ebenso eine Grenze als auch eine Markierung bedeuten könnte.

Christine Kamps hat an den Weg der Flüchtlinge denken müssen, vor allem an die Kinder. Im fensterlosen Innenraum des Bunkers macht sie sichtbar, wie sie die täglichen Nachrichten emotional berühren. Aus zartem Papier hat sie kleine Kinderschuhe genäht, die an der Wand entlanglaufen, von denen aber nur wenige das Licht, sprich: ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Wohlstand, erreichen werden. Die Papier-Schühchen sind fragil und verletzlich, mit einem Tritt zerstört. Und die leeren, stehengebliebenen Schuhe wirken deutlich beklemmender als es Fußabdrücke vermocht hätten.

Rolf Wetter übt mit seinen Assemblagen aus Holzresten und altem Metallspielzeug ironische Kritik am Zustand der Welt und konkret an der Kommunalpolitik, die beim Abtauchen noch am Stuhl klebt.

Aus aktuellem Anlass hat Harry Plein, der außerdem eine stille Lithographie mit geradeausgehendem Fuß zeigt, zu Tusche und Zeichenstift gegriffen. "Joseph Beuys - Badewanne 2. Teil" ist der Titel dieser Arbeit, die darauf anspielt, dass einst unbedarfte SPD-Frauen im Schloss ein Beuys-Kunstwerk von Dreck und Fett säuberten.

Bei dieser Fortsetzung der Geschichte hat die fleckige Wanne einen Hahn, durch den jetzt auch noch der letzte Rest beseitigt werden kann. Wie der Schriftzug KPMG zeigt, nun mit dem Zertifikat betriebswirtschaftlicher Gutachter, die gleich eine komplette Schließung des Museums empfehlen.

Mit bewährtem Humor hat sich Peter Kaczmarek des Richtungsthemas angenommen und die Linie gleich bis in den Weltraum verlängert. Seine Postkarten von Mond- und Marsreisenden lassen tief blicken - und schmunzeln. Still und nachdenklich dagegen sind die feinen Zeichnungen von Jutta Schmücking, die zwar kein Atelier mehr im Haus hat, aber als Ehrengast dabei ist.

Für ein Jahr ist Ann-Kristin Bauer zu Gast im Atelier von Christine Kamps und beteiligt sich mit schweren Materialbildern.

Die Gemeinschaftsausstellung mit Arbeiten von 14 Künstlern wird am morgigen Sonntag, 13. März, um 11.30 Uhr im Künstlerbunker an der Karlstraße 9 eröffnet. Die Einführung hält Peter Kaczmarek. Im Anschluss an die Vernissage sind alle Ateliers im Haus bis 17 Uhr geöffnet.

Öffnungszeiten bis zum 24. März mittwochs, freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr; bis zum 2. April dann nach Vereinbarung.

(mkl)
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