Leverkusen Immer mehr Missbrauchsopfer melden sich

Leverkusen · Die Leverkusener "Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt" hat mit zahlreichen Gästen ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert.

 Traudel Welte (links) war Mitbegründerin des Frauen-Notruf-Vereins, hier mit Vorstandsmitglied Christine Mader (Mitte) und Beraterin Andrea Frewer.

Traudel Welte (links) war Mitbegründerin des Frauen-Notruf-Vereins, hier mit Vorstandsmitglied Christine Mader (Mitte) und Beraterin Andrea Frewer.

Foto: Uwe Miserius

Gegründet wurde der Verein 1986 im Wohnzimmer von Traudel Welte, die sich bis heute ehrenamtlich als Sozialpädagogin, Therapeutin und Leiterin der Selbsthilfegruppe für Frauen und Mädchen engagiert, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. "Ein Jahr zuvor war damals das Frauenhaus in Leverkusen gegründet worden, das den Frauen Zuflucht bot. Durch unseren Frauennotruf kam die Beratung dazu", erinnerte sich Andrea Frewer, hauptamtlich in der Beratung, Therapie und Prävention tätig.

Zu den Hilfen der Beratungsstelle gehören heute Traumatherapien und Beratungsreihen ebenso wie die Vermittlung hilfreicher Adressen, die Begleitung zu Rechtsanwälten, Polizei und Ärzten und die Selbsthilfegruppe. Lange war der Verein finanziell nicht abgesichert, wäre in den dreißig Jahren manches Mal fast geschlossen worden. Doch pünktlich zum Jubiläum scheint diese Klippe vorerst umschifft zu sein: "Wir bekommen vom Land aktuell eine ganze Stelle zusätzlich gefördert", sagte Frewer.

Bislang hat der Verein zwei hauptamtlich Tätige, drei Freiberuflerinnen und fünf Ehrenamtlerinnen. Er finanziert sich aus Spenden, der öffentlichen Förderung durch das Land und durch die Stadt und muss zudem für seine Projekte einen Eigenanteil aufbringen. "Wir haben auch weiterhin immer dringenden Bedarf an Spenden", rief Andrea Frewer zur Unterstützung des Vereins auf.

Im bisherigen Jahr ist die Zahl der Beratungsgespräche derweil in die Höhe geschnellt, von 360 im vergangenen Jahr auf 450 allein bis November. Das sei unter anderem den Flüchtlingsfrauen, aber auch der öffentlichen Diskussion zu diesem Thema geschuldet. 65 Prozent der Frauen wenden sich wegen Vergewaltigung an den Verein, 38 Prozent wegen früheren Missbrauchs, manche auch wegen beidem.

Aktuell verstärkt die Beratungsstelle seit geraumer Zeit die Arbeit mit Frauen und Mädchen mit Behinderung. "Sie sind zwei- bis dreimal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als nicht-behinderte Frauen", erläuterte Frewer. Da sie allerdings oftmals den Zugang zur Beratungsstelle nicht fänden, häufig die Übergriffe nicht als solche einordneten, kooperiert der Leverkusener Verein verstärkt mit anderen Organisationen und Multiplikatoren.

"Wir wollen für das Thema unbedingt sensibilisieren", kündigte Andrea Frewer an.

(inbo)
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