Leverkusen In Quettingen gibt es die erste "Kunterbunte Kita"

Leverkusen · Die Kindertagesstätte an der Stralsunder Straße hat als erste der Stadt eine Fortbildung des Kommunalen Integrationszentrums abgeschlossen.

 Die Urkunde, die von den Dezernenten Markus Märtens und Marc Adomat (r.) überbracht wurde, soll einen Ehrenplatz bekommen.

Die Urkunde, die von den Dezernenten Markus Märtens und Marc Adomat (r.) überbracht wurde, soll einen Ehrenplatz bekommen.

Foto: Uwe Miserius

Dass sich Menschen aus verschiedenen Ländern in unterschiedlichen Sprachen unterhalten, ist selbst für die Jüngsten in der nagelneuen städtischen Kindertagesstätte an der Stralsunder Straße sonnenklar. Kulturelle Vielfalt ist hier schon lange Normalität, denn die 120 Kinder stammen aus 19 verschiedenen Nationen. Den Größeren kommt das Begrüßungslied auf Kisuaheli, wo man "Jambo" statt "Guten Tag" sagt, relativ leicht über die Lippen. Und die vielen Bewegungen können auch die unter Dreijährigen längst mitmachen.

Eine passende kleine Einstimmung auf die Feier zur Übergabe einer Urkunde. Die im Oktober eingeweihte Einrichtung darf sich seit gestern "Kunterbunte Kita" nennen und ist die Erste ihrer Art in Leverkusen. Drei Weitere werden bald folgen. Dort haben die viertägigen Fortbildungen bereits begonnen. Die wurden von Roswitha Wübbeling und ihrer Kollegin von Kommunalen Integrationszentrum der Stadt konzipiert und durchgeführt. Dabei ging es darum, Verständnis und Strategien zu entwickeln, die den Auftrag der Bildungsvermittlung in Einrichtungen mit Kindern unterschiedlicher Kulturkreise erleichtern und unterstützen. Erzieher benötigen neues Fachwissen, wenn alle Mädchen und Jungen gleich gefördert werden sollen. Denn dazu braucht es eine Vorstellung vom Leben in den Familien. Beispielsweise mehr Kenntnisse über Gewohnheiten und Standards anderer Nationen. Missverständnisse erschweren immer wieder den Alltag.

Roswitha Wübbeling erinnert sich an eine konkrete Frage aus dem 24-köpfigen Erzieherteam, das komplett an der Schulung teilgenommen hat. Es gab eine Mutter, die ihr Kind immer nur bis an die Tür der Kita begleitete, aber nie über die Schwelle trat. Warum? An mangelnden Sprachkenntnissen konnte es nicht liegen, soviel wusste man durch das Aufnahmegespräch. Die Antwort war ganz einfach. "Wo diese Frau herkommt, betritt man ein Haus nur auf ausdrückliche Einladung", sagt Wübbeling. Das kleine Beispiel zeigt: Nichtwissen führt schnell zu Unverständnis.

Miteinander und voneinander lernen, Menschen anderer Herkunft vorurteilsfrei zu begegnen, das falle Erwachsenen oft schwer, gab Dezernent Marc Adomat zu und lobte die Kinder, die hier miteinander sangen und tanzten, als sein Kollege, Beigeordneter Markus Märtens, die Urkunde überreichte. Die soll einen dauerhaften Platz im Eingangsbereich bekommen, versprach Leiterin Karin Johanns und machte die Bühne frei für die Vorschulkinder, die für diesen Anlass eine kleine getanzte Weltreise einstudiert hatten.

Mit ausgebreiteten Armen schwebten sie von einem Kontinent zum anderen und bewegten sich zu typischen Rhythmen und Klängen. Den Film mit passenden Hintergrundbildern hatte ein Erzieher zusammengeschnitten. Besonderheit dieser kunterbunten Kita ist auch, dass fünf von 24 Mitarbeitern männlich sind. Einer hatte mit einer Kollegin die kleine Tanzvorstellung einstudiert, zwei begleiteten ein selbst komponiertes Lied auf der Gitarre, in das die Kinder einstimmten: "Kommt alle mit, wir reisen um die Welt, oho."

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort