Leverkusen "Info-Blatt" sorgt für Ärger kurz vor Demo

Leverkusen · Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nennt eine neue Mitteilung von Straßen.NRW "irreführend und in Teilen unwahr".

Leverkusen: "Info-Blatt" sorgt für Ärger kurz vor Demo
Foto: UM (Archiv)

Auf den sozialen Plattformen im Internet wurde gestern schon kräftig getrommelt. Bei der Facebook-Gruppe " Nettwerk Leverkusen" etwa hieß es in einem Beitrag wörtlich: "Hallo Nettis! Dran denken: Samstag, 10 Uhr, Wacht am Rhein. Alle auf die Straße! Einkaufen kann man später!" Es sind nicht die einzigen Aufrufe zur Großdemonstration gegen die Brückenbau-Pläne des Bundes und des ausführenden Landesbetriebs Straßen.NRW und die damit einhergehende Öffnung der ehemaligen Giftmülldeponie Dhünnaue. Die Nordkurve 12 (NK 12), Dachverband der aktiven Bayer-04-Fans, die Ultras und der Bürgerinitiativzusammenschluss "Lev muss Leben" haben zum Protest aufgerufen.

Etwa 24 Stunden vor dem Demo-Beginn meldete sich Straßen.NRW gestern noch einmal zu Wort, um das Bauprojekt aus Sicht der Behörde zu beleuchten. Man habe "großes Verständnis dafür", dass sich Menschen wegen des Eingriffes in die Altlast Dhünnaue Sorgen machten, heißt es in einem ausführlichen Informationsblatt: "Diese Arbeiten darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen." Straßen.NRW habe jedoch alle notwendigen Vorkehrungen getroffen und exzellente Fachgutachter hinzugezogen, um die Sicherheit beim Neubau der Rheinbrücke zu garantieren. Auch das Bundesverwaltungsgericht habe grünes Licht gegeben. Wörtlich heißt es weiter: "Sie alle kennen die Risiken genau, die der Eingriff mit sich bringt, halten diese aber für beherrschbar. Gäbe es nur den geringsten Zweifel daran, würde Straßen.NRW - eine Behörde, die dem Allgemeinwohl verpflichtet ist - die Maßnahme nicht durchführen."

Auch auf die aktuelle Diskussion um die Risiken des verkehrsbedingten Feinstaubs für die menschliche Gesundheit geht die Landesbehörde ein. Feinstaubbelastung und der Lärmschutz in Leverkusen seien sehr wichtige Kriterien, die in die Entscheidungsfindung für die Umsetzung Tunnel oder eine (neue) Stelze einbezogen würden. Dabei zeigten aber alle Untersuchungsergebnisse, "dass die vorgeschriebenen Werte in allen zur Diskussion stehenden Varianten eingehalten werden und somit keine Gesundheitsgefährdung für die Anwohner besteht".

Der Leverkusener SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach nannte diese Äußerung gestern in einer ersten Reaktion "irreführend und in Teilen unwahr". Der wirklich gefährliche Feinstaub PM 2,5 werde in Leverkusen bisher noch nicht mal gemessen" und der etwas ungefährlichere PM 10 nur mit zwei Geräten, die auch noch am falschen Ort und in der falschen Höhe angebracht sind", fügte der Professor hinzu, der mit Studien seiner Heimat-Universität Harvard seit Monaten versucht, das Bewusstsein für eine lange Untertunnelung der A1 und A 3 zu schärfen.

"Angesichts solcher Mess-Versäumnisse die wissenschaftlichen Forschungen schlicht zu ignorieren und davon zu sprechen, es bestehe keine Gesundheitsgefährdung", hält Lauterbach für ungeheuerlich. Auch der Politiker wird bei der Demo erwartet.

(RP)
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