Leverkusen Infobörse Leverkusen: Kritik an der "Bestenauslese" durch die Firmen

Leverkusen · Wie kann ich den Übergang von der Schule in den Beruf erfolgreich bewältigen und welche Unterstützungsangebote gibt es in Leverkusen? Antworten auf diese und ähnliche Fragen fanden Jugendliche auf der Infobörse des Arbeitskreises Jugend und Arbeit, die zum 30. Mal in der Jugendwerkstatt in Leverkusen stattfand.

Zur Infobörse eingeladen waren vor allem Jugendliche, die besondere Schwierigkeiten haben, eine berufliche Perspektive zu entwickeln. "Für sie ist es besonders schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", erläutert Ansgar Lutz von der offenen Jugendberufshilfe, "oftmals geben große Betriebe diesen jungen Leuten keine Chance. Sie fallen aus dem formellen Raster und werden nicht zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Oftmals scheitern Jugendliche auch am neuen Online-Bewerbungsverfahren. Da müssen sie Dokumente einscannen, Bilder richtig hochladen und vieles mehr. Das kann nicht jeder." Oftmals fühlen sich Jugendliche nicht ernst genommen oder haben das Gefühl nicht wichtig zu sein. Doch an diesem Tag ist alles anders. Zahlreiche Vertreter aus Politik und Verbänden nutzten die Infobörse, um mit Jugendlichen und Mitarbeitern aus Einrichtungen der Jugendberufshilfe ins Gespräch zu kommen und sich zu informieren.

So waren unter anderem Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn, Marc Adomat, Dezernent für Schulen und Jugend der Stadt Leverkusen oder der neue Geschäftsführer des Jobcenters, Christopher Maier, vor Ort. Die Vertreter des Arbeitskreises machten deutlich, dass besonders junge Menschen mit Hauptschulabschluss, Jugendliche, die aus Sicht der Unternehmen keinen perfekten Lebenslauf vorweisen können, sowie junge Migranten weiterhin erhebliche Schwierigkeiten beim Übergang ins Berufsleben haben.

Die Betriebe sollten stärker den einzelnen Jugendlichen mit seinen Fähigkeiten und Potenzialen in den Blick nehmen, anstatt anonymisierte Bestenauslese zu betreiben. Da soll in Zukunft das Förderprogramm der Arbeitsagentur namens "assistierte Ausbildung" den ausbildungswilligen Betrieben unter die Arme greifen. Hier werden Unternehmen und Jugendliche während der Ausbildung zusätzlich von Bildungsträgern flexibel und individuell unterstützt, um einen erfolgreichen Verlauf der Ausbildung zu gewährleisten.

Ein weiteres schwieriges Thema war die Ausbildung und Beschäftigung von jungen Flüchtlingen. Trotz einiger gesetzlicher Verbesserungen haben diese ab 18 Jahre kaum Anspruch auf sprachliche, schulische oder berufliche Förderung. Hier besteht nach Ansicht der Experten dringend Handlungsbedarf.

Die Vertreter des Arbeitskreises empfehlen den Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, frühzeitig Kontakt zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufzunehmen und die unterstützenden Angebote der Maßnahmenanbieter, Beratungsstellen und auch der Berufskollegs in Anspruch nehmen.

(hawk)
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