Leverkusen Ins Altenheim kommen viele nur zum Sterben

Leverkusen · Die traditionellen Altenheime werden immer mehr durch ambulante und teilstationäre Angebote abgelöst. Leere Heim-Betten sind die Folge. Örtliche Altenheime spezialisieren sich zur Bestandssicherung.

 Awo-Altenheimleiterin Cornelia Fiedler im Begegnungsraum für Kindergarten und Altenheim mit Lehnsessel und Spielfisch.

Awo-Altenheimleiterin Cornelia Fiedler im Begegnungsraum für Kindergarten und Altenheim mit Lehnsessel und Spielfisch.

Foto: Uwe Miserius

Leere Betten in den Altenheimen und immer mehr Menschen, die aus dem Krankenhaus nur noch ganz kurz ins Heim kommen und dann sterben: Dieses Problem kennen die Heimleiter in Leverkusen nur allzu gut. "Unsere Altenheime in der bisherigen Form sind ein Auslaufmodell", sagt Cornelia Fiedler, die Leiterin des Altenzentrums der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Tempelhofer Straße. Doch mit Spezialisierung versuchen sie und beispielsweise auch das CBT-Heim Upladin ihre Existenz zu sichern.

Die Zahlen zeigen, wie schwer das ist: Von den 196 Betten in diesem Awo-Altenheim stehen durchschnittlich zehn das ganze Jahr leer: "Unsere Mitarbeiter telefonieren jeden Tag alles ab, ob Betten gebraucht werden", gibt Fiedler zu. In diesem Jahr seien dort 73 Bewohner gestorben, die meisten kurz nach der Einlieferung aus dem Krankenhaus. Auch in Haus Upladin versterben laut Geschäftsführer Wolfgang Pauls durchschnittlich 60 bis 80 Bewohner pro Jahr. Dort seien die 225 Betten trotzdem zu fast 100 Prozent ausgelastet: "Wir haben uns rechtzeitig zukunftsweisend breit ausgestellt mit unseren teilstationären Bereichen wie der Tagespflege, der Kurzzeitpflege und dem Wohnen mit Pflegeservice", betont Pauls. Außerdem sei Haus Upladin mitten im Zentrum von Opladen auch durch die Quartiersarbeit "mitten im Leben", fügt er hinzu.

Auch Fiedler plant eine Neuaufstellung des Awo-Heimes, das sie erst seit März diesen Jahres leitet. Nach dem neuen Gesetz, das bei Neubauten nur noch stationäre Einrichtungen mit maximal 80 Einzelbetten zulasse, seien die traditionellen Heime schon von ihrer Dimension her ein Auslaufmodell: "Wir haben aber Bestandsschutz", betont Fiedler.

Um die Betten allerdings auf Dauer auszulasten, bedürfe es großer Anstrengungen: "Das geht anderen Heimen nicht anders. Es liegt im erklärten Willen des Gesetzgebers begründet, ambulant vor stationär zu fördern", betont die 53-Jährige. Und während Haus Upladin mit teilstationären Angeboten darauf setzt, auch die vollstationären Betten längerfristig zur Verfügung stellen zu können, da setzt Fiedler mit dem Awo-Heim unter anderem auf eine Spezialisierung von Demenzkranken.

Ein weiteres Problem sind vergleichsweise junge Pflegefälle in Altenheimen. Immer früher erlitten die Menschen heute Infarkte und Schlaganfälle: "Wer zu Hause nicht gepflegt werden kann, kommt dann ins Altenheim, das aber für diese Menschen eigentlich keinerlei Angebote machen kann. Das wird eine Aufgabe für die Zukunft, da müssen sich alle Altenheime umstellen." Sechs solcher jungen Pflegefälle hat sie in diesem Jahr aufnehmen müssen. Zwei seien zwar wieder so fit geworden, dass sie nach Hause zurückkehren könnten, vier müssten aber im Heim bleiben. Auf der anderen Seite grenzten die Aufgaben von Altenheimen schon an die von Hospizen: "Denn viele kommen nur noch zum Sterben", gibt Fiedler zu.

(RP)
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