IS-Anhänger in Quettingen verhaftet Aus Leverkusen in den Dschihad

Leverkusen · Mitte der Woche wurde in Leverkusen ein mutmaßlicher Unterstützer der Terrororganisation Islamischer Staat festgenommen. Bereits seit längerer Zeit hat der Verfassungsschutz ein Auge auf die Stadt am Rhein geworfen.

 Ein Mann aus Leverkusen-Rheindorf soll in Syrien für den IS gekämpft haben. (Symbolbild)

Ein Mann aus Leverkusen-Rheindorf soll in Syrien für den IS gekämpft haben. (Symbolbild)

Foto: AP

In Quettingen riecht es nach Mittagessen, auf einem Balkon klopft eine ältere Dame den Staub aus einem Teppich. Viel passiert hier normalerweise nicht. Am vergangenen Mittwoch aber herrschte Aufregung.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei verhaftete im Auftrag der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe einen mutmaßlichen Islamisten, der sich in Syrien unter anderem der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben soll. Der 25-Jährige habe dort eine Kampfausbildung durchlaufen und sich seit 2013 für militärische Einsätze bereitgehalten, hieß es in einer knappen Mitteilung, in der lediglich von einer Verhaftung "im Bereich des Regierungsbezirks Köln" die Rede war.

Nach Informationen unserer Redaktion wurde der mutmaßliche Gotteskrieger in Quettingen verhaftet. Weder die Generalbundesanwaltschaft noch das NRW-Innenministerium wollten das auf Nachfrage bestätigen. "Wir melden Vollzug, sobald jemand gefasst wurde. Alles Weitere werden wir nicht kommentieren und auch keine weiteren Angaben zur Person machen", sagte ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft am Bundesgerichtshof in Karlsruhe und verwies auf "ermittlungstaktische Gründe".

Die Dschihadisten haben in Leverkusen keine organisierte Szene so wie etwa im Bergischen Land, der nach Angaben des Verfassungsschutzes weit mehr als 200 radikale Muslime angehören. Trotzdem haben die Behörden das Geschehen am Rhein im Blick. "In Leverkusen kann man nicht von einer Szene sprechen, aber es gibt Einzelpersonen, die wir ständig beobachten", sagt eine Sprecherin des Innenministeriums. Einschlägig bekannte Treffpunkte gebe es nicht. Das könnte es für die Behörden erschweren, die sozialen Netze mutmaßlicher Leverkusener Radikalisten zu durchleuchten.

Einige von ihnen haben die Stadt schon verlassen — um in den Heiligen Krieg gegen Ungläubige zu ziehen. "Es handelt sich um einen Personenkreis im unteren einstelligen Bereich", sagt die Sprecherin des Ministeriums. Deutschlandweit liegt die Zahl nach Angaben des Bundesverfassungsschutzes bei etwa 800 Ausreisen nach Syrien.

Zu jenen, die ins Gebiet des IS ausgereist sind, gehört auch ein junger Mann aus Leverkusen-Rheindorf mit italienischen Wurzeln, der vermutlich bereits 2011 zum Islam konvertierte und sich radikalisierte. Die Zeremonie fand am Telefon statt und wurde mit einem Video, dokumentiert. In Youtube-Videos und in sozialen Netzwerken posiert der junge Rheindorfer mit tarnfarbener Weste und einer Kalaschnikow. Es sind die typischen Bilder, die die selbst ernannten Gotteskrieger über das Internet zugleich als Einschüchterung und als Demonstration von Stärke in den Westen schicken. Wo sich der Rheindorfer, der vor wenigen Jahren noch ein bürgerliches Leben führte, derzeit aufhält, ist nicht bekannt.

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