Gespräch mit Leverkusener Theologin "Jeder kann Seelsorge"

Leverkusen · Trost spenden, die richtigen Worte am Krankenbett finden - das können Laien in einer Seelsorgeausbildung für Ehrenamtler lernen, die der Evangelische Kirchekreis Leverkusen erstmals anbietet. Kursbeginn: 16. September.

 Andrea Gorres hat im Fach Theologie promoviert. Ihr Thema; geistliche Begleitung. Sie sagt: "Seelsorge kann jeder. Und jeder weiß, wie gut es tut, wenn jemand zuhört."

Andrea Gorres hat im Fach Theologie promoviert. Ihr Thema; geistliche Begleitung. Sie sagt: "Seelsorge kann jeder. Und jeder weiß, wie gut es tut, wenn jemand zuhört."

Foto: Ralph Matzerath

Wie gehe ich mit schrecklichen Situationen um, etwa wenn jemand lebensbedrohlich erkrankt ist oder wenn ein Kind im Sterben liegt? Wie kann ich es aushalten, wenn mein Gegenüber in Tränen ausbricht? Angemessenes Verhalten bei solchen Begegnungen kann man lernen, angefangen mit der ersten Grundvoraussetzung: richtig zuhören. Das ist deswegen auch ein Baustein der Seelsorgeausbildung für Ehrenamtler, die der Evangelische Kirchenkreis Leverkusen erstmals anbietet. Der Kursus umfasst 180 Stunden und läuft ein Jahr lang mit etwa 15 Stunden pro Monat. Bewusst wurden Abend- und Wochenendtermine gewählt, damit auch Berufstätige teilnehmen können.

Interessenten stehen nämlich oft noch im Berufsleben oder suchen kurz vor dem Ruhestand nach einer sinnstiftenden Tätigkeit für die bevorstehende arbeitsfreie Zeit, hat Dr. Andrea Gorres in Vorgesprächen erfahren. Sie ist als promovierte Theologin nach 15 Jahren vom Mittelrhein zurückgekehrt in die Stadt, in der sie Anfang 2000 als Vikarin in Wiesdorf und später als Pfarrerin z. A. in Bergisch Neukirchen ihre berufliche Laufbahn startete. Im vergangenen Jahr hat der Kirchenkreis Leverkusen die Seelsorge neu aufgestellt und die Stelle einer Seelsorgereferentin geschaffen.

Andrea Gorres arbeitet seit September 2016 in dieser Funktion. Sie begleitet die Notfallseelsorge ebenso wie die Seelsorge für ältere Menschen, die in der eigenen Wohnung oder im Altenheim leben, außerdem die Seelsorger in den sechs Krankenhäusern des Kirchenkreises, zu dem neben Leverkusen auch die Kommunen Langenfeld, Monheim, Leichlingen und Burscheid gehören. Erstmals sind diese Bereiche in einer Zuständigkeit. Das sei einmalig in der Evangelischen Landeskirche, sagt Gorres, die ihre Promotionsarbeit über geistliche Begleitung schrieb. Für sie ist es die schönste Tätigkeit überhaupt, weil man in der Seelsorge das ganze Spektrum menschlichen Lebens erfahre.

Grundsätzlich könne sich jeder für die Ausbildung anmelden, Voraussetztung ist aber die Bereitschaft, anschließend mindestens ein Jahr lang ehrenamtlich Besuche an Krankenbetten, bei Senioren oder in Trauer- und Demenzcafés zu absolvieren. Immerhin kostet die Ausbildung (subventioniert) 700 Euro, die aber von den jeweiligen Trägern (Kirchenkreis oder Gemeinden) getragen werden. Begleitend zur Theorie finden auch bereits praktische Einsätze statt.

"Jeder kann Seelsorge", versichert Andrea Gorres, und: "Jeder weiß, wie gut es tut, wenn jemand zuhört." Viele Menschen arbeiten bereits ehrenamtlich in Besuchsdiensten. In diesem Seminar bekommen sie mehr Hintergrundwissen, etwa zur Gesprächsführung, zu psychologischen Hintergründen und Krankheitsbildern. Außerdem dient es der Selbstreflexion. Zum Abschluss gibt's ein Zertifikat, einen Gottesdienst mit dem Superintendenten und ein kleines Fest.

Der Kursus, der am 16. September startet, ist auf 18 Teilnehmer begrenzt. Weitere Anfragen kommen auf eine Warteliste, zudem plant Gorres ein Folgeangebot. Infos und Vorgespräche bei Andrea Gorres 02174 8966160.

(mkl)
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