Leverkusen Johanneskirche Manfort will drohende Pleite verhindern

Leverkusen · Nur noch 1500 Gemeindemitglieder gehören zur Johanneskirche. Einst waren es mal 4500. Jetzt sind Ideen gefragt.

 Die evangelische Johanneskirchen-Gemeinde lebt von ihren Rücklagen. Sie sucht jetzt Kooperationspartner.

Die evangelische Johanneskirchen-Gemeinde lebt von ihren Rücklagen. Sie sucht jetzt Kooperationspartner.

Foto: Miserius, Uwe

In Manfort gibt es fünf Gottesdienststätten, an denen sich Menschen nach ihrer Glaubensüberzeugung versammeln (St. Josef, Johanneskirche, Thomas Morus, Freie Evangelische Gemeinde und Zeugen Jehovas), berichtet Friedhelm Szyska in einem Schreiben an unsere Zeitung. "Dazu kommt bald eine Moschee, die etwa 500 marokkanische Muslime auf dem Posthof bauen werden. Das ist gut so. Und so sollte es bleiben", endet der Zwischenruf des Pfarrers im Ruhestand, der von 1961 bis 1992 an der Manforter Johanneskirche tätig war.

Er plädiert für das Weiterbestehen der eigenständigen Gemeinde, die seit dem 1. Januar keinen eigenen Pfarrer mehr hat. Die Gemeinde wird nun pfarramtlich von den Nachbarn Wiesdorf und Schlebusch mitversorgt, die Grenze bildet die Bahnlinie. Der bisherige Amtsinhaber, Jürgen Berghaus, wechselte in den Kirchenkreis, wo er Vertretungsdienste für andere Pfarrer sowie verstärkt Aufgaben in der Notfallseelsorge übernehmen wird.

Die Kosten für diese Stelle trägt die Landeskirche, so belasten die Bezüge den Haushalt der Kirchengemeinde nicht. Denn genau da liegt das Problem der Kirchengemeinde Manfort, die bei der letzten Presbyteriumswahl im März nicht mehr genügend Kandidaten fand und seitdem von einem Bevollmächtigtenausschuss geleitet wird, dem auch Superintendent Gert-René Loelrken angehört. Szyska schreibt: "Die Johanneskirchengemeinde mit ihren zur Zeit 1500 Gemeindegliedern ist dank ihrer seit Jahren angesparten Rücklagen und guten Steuereinnahmen, die im Augenblick erfreulich sprudeln, eine finanziell stabile Gemeinde des Kirchenkreises."

Loerken stellt klar, dass die Gemeinde seit Jahren von diesen guten Rücklagen lebt. Die betragen aktuell 600.000 Euro, und bei einem jährlichen strukturellen Defizit könne man sich leicht ausrechnen, wann die Gemeinde pleite sei und weder Personal noch Gebäudeerhalt bezahlen könne.

Zu Pfarrer Szyskas aktiven Zeiten sei die Gemeinde mit 4500 Mitgliedern tatsächlich auf dem Höchststand gewesen. Jetzt ist sie auf ein Drittel geschrumpft, Tendenz weiter abnehmend. "Sie haben hier lange gekämpft, aber es war klar, dass wir irgendwann die Reißleine ziehen müssen." Jetzt sei gerade noch genügend Zeit, nach Kooperationspartnern und alternativen Nutzungen zu suchen.

Ideen gebe es einige, und erste Gespräche seien aufgenommen. Die Stadt ist sehr an einer Erweiterung der Kindertagesstätte interessiert. Diese wird ab August dem Kita-Verbund angehören, der dann neun evangelische Kindertagessstätten im Kirchenkreis Leverkusen betreibt. Das entlastet die Gemeinde und bedeutet vor allem die Arbeitsplatzsicherung für die Beschäftigten, die bei der Gemeindeversammlung im November ausdrücklich versprochen wurde.

Andere Ideen sind zum Beispiel die Nutzung durch fremdsprachliche Gemeinden, als Bürgerzentrum oder zur Flüchtlingsarbeit der Stadt. Auch der Hospizverein sei auf der Suche nach Gebäuden.

Mehr verspricht sich Loerken von einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister Anfang Februar. Probleme mit dem Denkmalschutz werde es nicht geben. Der betreffe nur die Ansichtsfassade, aber nicht das Innere des Ensembles.

Szyska schreibt, eine Insolvenz "wäre zudem nach der Praxis der Solidaritätsgemeinschaft der Gemeinden eines Kirchenkreises im Rahmen des innersynodalen Lastenausgleichs überhaupt nicht möglich."

Die anderen zwölf Gemeinden haben allerdings mittlerweile alle Sorge um ihre eigene finanzielle Zukunft.

(mkl)
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