Leverkusen Josefstraße: Flüchtlingsheim schürt Bedenken

Leverkusen · Ein Teil eines ehemaligen Firmengebäudes (Josefstraße 10) wird voraussichtlich ab Anfang September zu einer Flüchtlingsunterkunft. 80 Menschen sollen dort eine erste Herberge finden. Vorerst läuft der Mietvertrag der Stadt mit dem Eigentümer über sieben Jahre.

NRW: Hier kommen die Flüchtlinge als erstes an
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Foto: dpa, ude htf bwe

Überlegungen, die Unterkunft durch Anmietung des gesamten Komplexes zu vergrößern, gibt es schon. Dann wäre Platz für weitere 105 Personen. Jetzt wurden die Anwohner in einer Versammlung informiert.

Rund 100 Menschen waren ins Pfarrheim der Sankt-Joseph-Kirche gekommen. Und schnell wurde klar: Es gibt Bedenken unter den Anwohnern. Vorrangig handelte es sich dabei um Fragen zur Sicherheit. Ein Mann, der schon in den 90er Jahren neben einem Flüchtlingsheim gewohnt habe, berichtete von Drogenhandel, Prostitution und sexueller Belästigung.

"Die Politik ist heute doch viel weiter" , entgegnete daraufhin Markus Märtens, Dezernent für Bürger, Umwelt und Soziales, "von der Stadt ist 24 Stunden jemand in dem Haus vor Ort - ein Herbergsvater, wenn Sie so wollen. Gibt es Probleme, kann man sich immer an diesen wenden."

Unterdessen sorgte auch ein Privatparkplatz für reichlich Unmut bei einem Teilnehmer. Er wolle schließlich nicht, dass Leute dort entlangliefen und die von ihm installierten LED-Lampen ständig angingen.

Doch neben einigen, die Befürchtungen und Ängste äußerten, gab es auch viele, die einfach helfen wollen. So erntete eine Frau, die sich zu Wort meldete, großen Applaus. Durchaus emotional verkündete sie, sie habe keine Angst vor jemandem, nur weil er anders spreche und eine andere Hautfarbe habe. Und das solle auch niemand haben. Ihr reiche es, wenn sie in den Nachrichten mitansehen müsse, wie eine Mutter mit ihren Kindern von einem der vielen Boote klettere. Noch nach der Veranstaltungen erhielt sie dafür vereinzelt Schulterklopfer.

Auch die Liste, die ausgelegen hatte und in die sich die Menschen eintragen konnten, um zu helfen, wurde länger und länger. "Noch heute haben sich Menschen, die helfen wollen, gemeldet", berichtete Stadtsprecherin Julia Trick gestern Nachmittag.

Wer genau in das Gebäude und die Zweibettzimmer an der Josefstraße einzieht, ist noch unklar. Die Bezirksregierung Arnsberg, die für die Einteilung der Flüchtlinge in NRW zuständig ist, kann diese Informationen erst drei bis vier Tage vorher sicher mitteilen.

Klar ist aber: Die Anwohner wünschen sich bei aufkommenden Fragen oder Problemen Unterstützung von der Stadt. Auch schnell organisierte Treffen, wie im Pfarrheim geschehen, seien wünschenswert.

(brü)
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