Leverkusen Junges Theater singt Musikgeschichte

Leverkusen · Einzeln betreten die Mitwirkenden die kleine Bühne des Jungen Theaters Leverkusen (JTL) und heißen das Publikum in mehreren Sprachen "Willkommen". Der Ohrwurm aus dem Musical "Cabaret" versprüht ein wenig Varieté-Glamour für einen Abend mit Musik und Texten aus den 1930er Jahren. Eine Zeitreise, zu der unbedingt die Geschichte der legendären Comedian Harmonists gehört. Die Vorliebe für deren Hits setzte tatsächlich die Planung für den musikalischen Theaterabend "As time goes by" in Gang, erklärt Hans-Jörg Schaefer, engagierter Tenor bei den Blue Mountain Singers.

Seine Chorkollegen Helmut Lück, Wolfgang Beckers und Stephan Hermanns waren sofort von der Idee begeistert. Es fehlte nur noch ein profunder tiefer Bass. Der fand sich im Schlebuscher Männerchor Loreley: Wilhelm Schlüter. Für das neu gegründete Ensemble Blue Mountains Harmonists ein Glücksfall, denn er gab nicht nur die nötige Stütze in der Tiefe, sondern auch rhythmische Prägnanz.

Arrangements von den Comedian Harmonists zu erarbeiten ist ein ambitioniertes Vorhaben. Schließlich bestand das Original-Ensemble, ebenso wie viele spätere Nachahmer, aus professionellen Sängern, die zudem penibel an Bühnenpräsenz, Gestik und Ausdruck gearbeitet haben. Mit dieser Liga können sich engagierte Chorsänger natürlich nicht messen - und das hatten die Harmonists vom Blauen Berg auch nicht im Sinn. Sie wollten im kleinen Kreis mit "Wochenend und Sonnenschein" oder "Mein kleiner grüner Kaktus" einen vergnüglichen Abend bereiten, der aber auch melancholische und nachdenkliche Momente hat.

Mit einem Hauch von Wehmut sang Dagmar Kiliç "As time goes by", das Titel-Lied des Programms. Die Sängerin stand nicht zum ersten Mal als Diseuse auf der Bühne. In wechselnden Outfits präsentierte sie hier eine bunte Mischung aus französischem Chanson, amerikanischem Jazz-Song ("Puttin' on the Ritz"), Gershwins Walzerseligkeit ("By Strauss"), Berliner Schnauze ("Ach Jott, wat sind die Männer dumm") bis zu dem mit Marlene Dietrich verbundenen Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt".

Deutlich deklamierte sie die Texte und inszenierte sich passend zum Charakter der Titel. Das ganze Varieté-Orchester ersetzte Stephan Esser am Klavier. Lilith Brockhaus, Iman Tekle und Nathalie Nölle aus dem Ensemble des JTL rezitierten dazwischen Texte der Zeit von Ringelnatz bis Tucholsky. Die zweite Aufführung am Sonntag ist bereits ausverkauft, aber am 10. Februar um 20 Uhr gibt es eine weitere Auflage.

(mkl)
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