Leverkusen Kabarettist Schmidtke - witzig und ernst

Leverkusen · Die Prüfung gleich zu Beginn der Vorstellung fällt positiv aus. "Dann passen wir ja zusammen", stellt Henning Schmidtke fest, nachdem er das Publikum bei der Vorpremiere im ausverkauften Matchboxtheater "humortechnisch" getestet hat. Bei der Reise durch "Egoland", so der Titel des neuen Programms, sind die Zuschauer offen und gut drauf. "Typisch Rheinland", lobt der 47-jährige Kabarettist, Musiker und Autor, der aktuell in Bergisch Gladbach lebt. In Hitdorf ist er, das wird schnell klar, bislang völlig unbekannt. Obwohl er seit 13 Jahren hauptberuflich als Kabarettist unterwegs ist. Unter anderem textet und komponiert er für Kollegen wie Hennes Bender ("Erregt") und Ausbilder Schmidt ("Er kam, sah und brüllte").

Im Laufe des Abends wird ihn das Publikum als vielseitigen Mann kennenlernen: Er spielt Klavier und singt dazu. Er ist lustig und fröhlich. Die Leute lachen viel. Aber der Spaß hört bei ihm auf, wenn es um Egoismus geht. "Es gibt immer mehr Egomanen", sagt er. "Deshalb müssen alle wieder näher zusammenrücken und an einem Strang ziehen." Dazu hat er ein Lied geschrieben. Es ist gespickt mit Sprüchen und Nonsens.

Doch Schmidtke bleibt nicht an der Oberfläche, sondern schürft intellektuell etwas tiefer. Mitunter muss das Publikum ernsthaft nachdenken. Er spricht das aus, was ihn bewegt. Aber er verpackt es meistens so geschickt, dass es trotz allem lustig rüberkommt.

Er hat wirklich Mut. "So ein altes Publikum", stellt er fest, als er ganz nach Manier des einstigen Fernsehstars Ilja Richter "Hallo Leute" in den Raum wirft und zur Antwort "Hallo Ilja" kommt. Er zappt sich amüsant durch die Themen. Über harsche Kritik an den heutigen Castings ("Alle singen mit dem gleichen Betroffenheitsvibrato") und die Abzocke mit dem "Doppel-Moppel-Topp-Tarif" gelangt er zum eigentlichen Thema: Egoismus versus Altruismus.

Den Zuhörern bleibt förmlich das Lachen im Halse stecken, als er über Ausbeutung in Billiglohnländern und sinnlose Produktion von Schrottwaren spricht. Menschen könnten wieder sinnvoll spenden, meint er ernst, wenn sie sich verstärkt des effektiven Altruismus bedienen würden. Dabei handelt es sich um eine Philosophie und soziale Bewegung, die darauf abzielt, beschränkte Ressourcen wie Zeit und Geld optimal einzusetzen, um das Leben umfassend zu verbessern.

Seit Sommer 2016 arbeitete Schmidtke an dem Programm, das er nun - mal witzig, mal ernst und mituntermit tief schwarzem Humor - austestet. Dieser Humor, sagt Schmidtke, sei "Gegenmittel für Schmerzen aller Art".

(gkf)
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