Leverkusen Kamelle: Das fällt am Rosenmontag vom Himmel
Leverkusen · Tonnenweise Süßigkeiten bringen die Karnevalsvereine beim Rosenmontagszug unters Volk. Unsere Autorin hat die Roten Funken im Depot besucht und ein paar "Kamelle" getestet.
Was in Leverkusen geworfen wird
Wer in diesen Tagen das Vereinshaus der Roten Funken an der Heinrichstraße betritt, kommt an ihnen nicht vorbei: Rollwagen stehen dort, vollgepackt mit Beuteln in rot, grün und blau. Joachim von Kiedrowski nimmt sich eine grüne Tasche, zieht den Reißverschluss auf und gräbt seine Hand hinein. Es raschelt. Einzelne Kaugummis in glitzernder Verpackung, Mäusespeck in Klarsichtfolie, Fruchtgummi, ganze Schokoladentafeln zieht er aus dem Sack.
Insgesamt 320 solcher Taschen leeren die Mitglieder der Roten Funken am Rosenmontag über Wiesdorf aus. Nach der Farbenlehre der Roten Funken steht grün für den etwas preiswerteren Beutel, rot für die "Luxus"-Version und blau wird der "Gesellschaftsbeutel" genannt. "Darin liegt das gesponserte Wurfmaterial", erklärt Bagagemeister von Kiedrowski. Passend zu den Beuteln halten die Funken Spielchips in der gleichen Farbe bereit. Wer beim Zug Kamelle werfen will, kauft sich vorher eine bestimmte Anzahl an Chips in der gewünschten Farbe.
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Sie dienen dazu, die Logistik während des Zuges zu erleichtern. "Kamelle-Läufer" bringen die Taschen vom Bagagewagen zu den Werfern. "Sie bekommen die Chips von den Mitgliedern und wissen dann genau, was sie vom Wagen mitbringen müssen", sagt der Bagagemeister.
Rund zwei Tonnen Süßigkeiten lagern derzeit im Vereinshaus. Für den Prinzenwagen gibt es 6000 eigens verpackte belgische Pralinen und Schokowaffeln. Die Waffeln werfen die Roten Funken in diesem Jahr zum ersten Mal in die Menge. Sie sind mit dunkler Schokolade umhüllt und mit einer Schokocreme gefüllt, schmecken leicht, nicht zu staubig. Fazit: Ganz gut für eine Premiere. Die Pralinen gibt es in den Sorten Cappuccino (cremig und mit schmackhafter Kaffeenote), Haselnuss (schmeckt nicht nussig und ist zu fest) und Crisp.
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"Wenn wir hier sitzen und packen, geht natürlich auch manches in den Mund", sagt von Kiedrowski und lacht. Um das Verpacken in die Schachteln kümmert sich die LPG, die "Lolli-Pack-Gruppe", ab der Vorweihnachtszeit. Rund 1500 Schokoladentafeln werden außerdem mit einem Aufkleber der Roten Funken beklebt. Weniger Arbeit macht da der Karnevalskuchen. Er sieht aus wie eine breitere Version eines "Yes"-Törtchens, besteht aus dunklem Bisquit mit einer weißen Cremeschicht und ist mit Schokolade überzogen. Geschmacklich solide, vielleicht etwas zu süß. Dafür hat der Kuchen andere Vorzüge: "Der wird selbst bei Frost nicht hart, so dass wir beim Werfen niemanden verletzen", sagt von Kiedrowski.
Vorsicht beim Verteilen ist auch für die Neustadtfunken geboten. "Orangen werfen wir nur mit vorherigem Augenkontakt", sagt Präsident Stefan Hebbel. Insgesamt schmeißen die Neustadtfunken inklusive des Kinderwagens rund 1,5 Tonnen Süßes. Davon sind aber bei Weitem nicht alle klassische Kamelle. "Die hebt kaum noch jemand auf", berichtet Hebbel.
Das ist auch die Erfahrung der Altstadtfunken. "Die Plombenzieherkamellen werfen wir schon lange nicht mehr", sagt Schatzmeister Peter Gollan. Statt dessen sei zum Beispiel Zitronenkuchen bei den Zugbesuchern beliebt. Einen herzhaften Snack verteilte das Komitee Opladener Karneval bis vor einiger Zeit: Blutwurst. Mittlerweile sind neben Süßigkeiten auch schon mal Taschentücher oder kleine Spielsachen im Programm, berichtet Präsident Uwe Krautmacher.
Stefan Hebbel selbst konnte im vergangenen Jahr beim Rosenmontagszug sogar selbst etwas fangen: "Eine Bekannte hat mir für unsere kleine Tochter einen verpackten Strampler zugeworfen - frisch gewaschen und gebügelt."
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