Leverkusen Warum Lauterbach für den kurzen Tunnel ist

Leverkusen · Der SPD-Bundestagsabgeordnete referierte im Schumacher-Haus zum Thema "Verkehr und Gesundheit" und bezog Stellung zum A1-Ausbau.

Ausdrücklich "nicht postfaktisch" sollte der Diskussionsabend werden, zu dem der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach am Montagabend nach Leverkusen eingeladen hatte. "Verkehr und Gesundheit" standen auf seiner Agenda samt ausführlichen Zahlen und Statistiken über Lärm- und Feinstaubbelastung und Statements, wie man ihnen in Leverkusen begegnen könnte. Dabei interessierte die Besucher im überfüllten Veranstaltungssaal des Kurt-Schumacher-Hauses offenbar vor allem, wie sich der Politiker zu Tunnel und Stelze für die Autobahn 1 positionieren würde.

Der Wissenschaftler aber widmete sich zunächst den Auswirkungen der Feinstaub- und Lärmbelastung auf die Gesundheit. "Feinstaub fördert Demenzerkrankungen", zitierte er Fachstudien und verwies darauf, dass Anwohner stark befahrener Straßen ein ungleich höheres Erkrankungsrisiko hätten als Menschen auf dem Land. Lärm werde in seinen Auswirkungen sogar noch unterschätzt, erhöhe er doch wesentlich das Herzinfarktrisiko. "Etwa 40 Prozent der Menschen in Leverkusen sind so belastet, dass gesundheitliche Schäden nicht ausgeschlossen werden können", sagte Lauterbach. Aus den wissenschaftlichen Fakten schloss er für Leverkusen schließlich eines: "Ein kleiner Tunnel löst an den betroffenen Abschnitten das Lärm- und Feinstaubproblem." Wenn der Tunnel nicht komme, weil er vom aktuellen Bundesverkehrswegeplan abweiche, werde er einen entsprechenden Entschließungsantrag im Bundestag stellen.

Einen langen Tunnel von Köln-Merkenich bis Alkenrath samt Brücke unterstützte er hingegen nicht - und erntete dafür massive Kritik. "Warum bleiben Sie halbherzig bei der kurzen Tunnellösung?" und "Vergessen Sie die kurze Tunnellösung. Dafür müsste die Deponie aufgemacht werden!" forderten die Anhänger der sogenannten Kombi-Lösung aus Brücke und langem Tunnel. Außerdem habe der Bund gar nicht alle Lösungen geprüft. "Für die Kombi-Lösung ist dem Bund nie ein prüfbares Konzept vorgelegt worden", konterte der Sozialdemokrat und positionierte sich klar: "Es gibt drei Gründe, warum ich nicht von der großen Tunnellösung überzeugt bin." Zum einen sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher, dass es für den 45 Meter unter der Erde liegenden Tunnel eine ständige Genehmigung für Gefahrguttransporte geben werde. "Das hat es in Deutschland noch nie gegeben. Ich habe lieber eine Lösung mit Garantie", sagte er. Werde der Tunnel zudem nicht unter der Altlastendeponie hergeführt, gebe es 2000 klageberechtigte Eigentümer, unter deren Grundstücken der Tunnel dann langführen müsse. "Dann kommt der erste Spatenstich erst in zehn Jahren. Der kleine Tunnel aber bedarf keiner Genehmigungen, die wir nicht schon hätten", erläuterte Karl Lauterbach.

Werde der lange Tunnel um die Dhünnaue herumgeführt, gebe es wiederum Probleme, ihn passend bis zum Leverkusener Kreuz zurückzuführen.

Angesprochen auf die Probleme, die es bei der Öffnung der Giftstoff-Deponie geben könnte, sprach er sich dafür aus, den Sachverständigen zu vertrauen. Oberstes Ziel aber sei unter gesundheitlichen Aspekten die Entlastung der Stadt, so dass er für die Lösung plädierte, die den Verkehr auf der Autobahn am schnellsten wieder ans Laufen bringe.

(inbo)
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