Leverkusen Der Mann an der Trumm schlägt zum letzten Mal den Takt

Leverkusen · Gerhard Heinen (64) nimmt Abschied vom Karneval. Im Juni macht er für den Spielmannszug Bayer Leverkusen eine Ausnahme.

 Gerhard Heinen im Kreise des Spielmannszugs. Dort hat er sich immer wohlgefühlt. Jetzt will er auf Reisen gehen

Gerhard Heinen im Kreise des Spielmannszugs. Dort hat er sich immer wohlgefühlt. Jetzt will er auf Reisen gehen

Foto: Uwe Miserius

Sein Markenzeichen während der fünf tollen Tage: Grüne Perücke, blaue Brille und rote Nase. Sein Name: Gerhard Heinen. Der 64-Jährige, der beim Spielmannszug Bayer Leverkusen kräftig op d'r dicke Trumm kloppt, hat sich jetzt einen weiteren Gag überlegt, um sein jeckes Outfit zu ergänzen. Welcher, das ist bis Weiberfastnacht geheim. Und wenn alles wie vorgesehen klappt, gibt es bei den Karnevalszügen in Wiesdorf und Opladen obendrein eine weitere Besonderheit, auf die man schon gespannt sein darf.

Für den Hobbymusiker ist diese Aktion zugleich sein Abschied vom aktiven Karneval. Zum Ende der Session will er aufhören. Und dass, obwohl er im Grunde jeck hoch zwei ist und der fünften Jahreszeit stets entgegen fiebert. Ehefrau Ute - das Ehepaar ist seit 41 Jahren verheiratet und hat den gemeinsamen Sohn Patrick (36) - sagt: "Ich kann nicht glauben, dass er es wirklich ernst meint." Doch meint er - von Ausnahmen abgesehen. Darum hat ihn Dirk Laufenberg, der Vorsitzende, gebeten. Und auch im Juni, wenn die 600-Jahr Feier der Schlebuscher Schützen ansteht, wird er wieder zur Stelle sein.

Es begann vor 15 Jahren. Erst wenige Jahre zuvor hatte der gelernte Betriebsschlosser die Fußballschuhe als Stürmer bei SV Schlebusch und Verteidiger bei SV Bergfried an den Nagel gehängt. Weil er eine besondere Vorliebe für Marschmusik hatte, nahm er Kontakt zum Spielmannszug auf. Birger Laufenberg, musikalische Leiter beim Spielmannszug, lud ihn zur Probe ein. Seit 2003 hat ihn die Musik fest im Griff. Heinen: "Ich kann nicht alle Noten lesen, spiele aber nach Gehör."

Vor der Pauke trug er den Schellenbaum. Beim ersten Auftritt im Pfarrsaal passierte sein bislang einziges Missgeschick: Der Vogel an der Spitze verfing sich an der Decke in einem Netz. Eine spaßige Erinnerung verbindet er mit dem Besuch in seiner Heimatstadt Köln, als die Kapelle spielend durch die Innenstadt zog und kurz darauf von einer Horde knipsender Japaner umringt war. Überhaupt wurde ihm der Spaß am Karneval schon in die Wiege gelegt. Maßgeblichen Anteil daran hatte sein Vater, der mit einem Kumpel als "Duo Quasselköpp" durch die Säle von Mülheim zog.

Als Taktgeber ist die Trommel ein wichtiges Instrument. Der Apparat, den Heinen vor den Bauch geschnallt trägt, wiegt 8,3 Kilo und hat einen Durchmesser von einem Meter. Dazu sagt der 1,83 Meter große Trommler: "Man muss schon eine gewissen Körperstatur mitbringen, sonst gibt es Probleme mit dem Rücken." Die hat Heinen zum Glück nicht. Sein Hauptgrund fürs aufhören: "Ich möchte gerne öfter und kurzfristig verreisen." Da das Ehepaar Heinen gemeinsam mit Bernd Herbel - der Präsident der KG Grün Weiß Schlebusch hat ebenfalls seinen Rücktritt erklärt - und dessen Gattin verreist, dürften demnächst also zwei gestandene Männer im Karneval fehlen.

(gkf)
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