Leverkusen So jeck war der Karnevalszug durch Wiesdorf

Leverkusen · Ein Zug, ein Motto: Mit viel Kreativität und handwerklichem Geschick setzten die Teilnehmer des Wiesdorfers Zochs den Titel "Nit rich - ävver so richtig jeck" in die närrische Tat um und sorgten für den nächsten Höhepunkt im Karneval.

Karneval 2017 in Leverkusen-Wiesdorf: So schön war der Zug
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So schön war der Karnevalsumzug 2017 in Wiesdorf

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Foto: Miserius, Uwe

66 Jahre zusammen und niemals untreu. Dabei gab es durchaus Angebote. "Wenn mich jemand auf dem Wagen mitnehmen wollte, habe ich abgelehnt", erzählt Christa Port. Seit 6x11 Jahre ist sie fester Bestandteil des Wiesdorfer Karnevalsumzugs. "Ich bin erblich vorbelastet. Mein Großvater Christian Adenacker war bei den Roten Funken und hat mich damals mitgenommen." Seitdem war das Wiesdorfer Mädche immer dobei ("und zwar immer zu Fuß, denn da ist man den Menschen näher"). Und obwohl sie inzwischen in Köln wohnt, ist der Zoch durch die City dick und rot im Kalender markiert.

Entsprechend war gestern wieder jecker Höhepunkt. Pünktlich um 13.33 Uhr setzte sich der rund 2000 Teilnehmer umfassende Tross in Bewegung, stellte Wiesdorf und die rund 35 000 Gäste in der City auf den Kopf. Damit bog auch die Regentschaft von Prinz Peter III. auf die Zielgerade ein. "Es war und ist eine geniale Session. Ab und zu haben zwar die Füße etwas wehgetan. Aber ich hätte noch Kondition für mehr", sagt er, bevor er sich daran machte, knapp vier Paletten Wurfmaterial per beidarmiger Luftpost unter die Leute zu bringen.

Zwar lautete das Motto "Nit rich - ävver so richtig jeck", aber an Kamelle und Strüßjer wurde nicht gespart. Höchstens an Musikkapellen. "Das hätten ruhig mehr sein können", sagte eine Besucherin, die gegenüber der Sparkasse für ihre drei Enkel Jagd auf tieffliegende Süßigkeiten machte. Aber ein halbes Dutzend Musikkorps waren denn immerhin dabei. So zum Beispiel der weiß-rote Fanfarenzug Jübeck, dem höchstens ganz engstirnige Zeitgenossen ankreiden hätten können, dass er aus voller Lunge nachmittags "Atemlos durch die Nacht" intonierte.

Dank Kreativität und handwerklichem Geschick setzten viele Teilnehmer das Zug-Motto in gelungene Wagen und Kostüme um. Auf ihrem Gefährt hatten etwa die Wagenbauer der Roten Funken um Klaus Fings ("Die Wolken machen nix, wir haben ja die Sonne im Herzen") ein gähnendes Sparschwein aufgebaut, dem ein Jeck ins Maul schaut, Überschrift: "Gähnend leere Stadtkasse". Und die "Jecken Wiesdorfer" hatten sich in Anzüge aus Geldscheinen geworfen und gedichtet: "Ob arm oder reich, im Karneval sind alle gleich"; einen ähnlich Vers hatten sich die "Jecken Fründe", die als Panzerknacker unterwegs waren, zusammengereimt: "In Lev do is de Kasse leer, mer fiere trotzdem Fasteleer". Und auch die Rheindorfer Burgknappen waren dobei. "Wir machen immer Motto-bezogene Wagen", sagten Burgknappe "Balu" und sein auf dem Rücken festgeschnallter Pleitegeier.

(RP)
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