Leverkusen Kinder tanzen für ihre Rechte

Leverkusen · Ein halbes Jahr lang haben Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft gemeinsam getanzt und dabei die Gefühle in Bewegung umgesetzt. Einige sind erst vor kurzem als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

 Krieg, Vertreibung und Flucht ist das Thema von Suheyla Ferwers Tanzprojekt, bei dem sie wieder zwei Leverkusener Schulen (Lise-Meitner-Gymnasium und Käthe-Kollwitz-Gesamtschule) eingebunden hat.

Krieg, Vertreibung und Flucht ist das Thema von Suheyla Ferwers Tanzprojekt, bei dem sie wieder zwei Leverkusener Schulen (Lise-Meitner-Gymnasium und Käthe-Kollwitz-Gesamtschule) eingebunden hat.

Foto: Miserius

Der Boden ist so blau ausgeleuchtet wie das Meer, das Menschen überwinden mussten, die nun in langen Reihen diagonal über die Bühne strömen. Endlos scheint der Zug, der gebeugten, matten und abgekämpften Masse. Trotz Müdigkeit und Trauer mitgezogen, manche gestützt oder am Ende gar getragen. Krieg, Vertreibung und Flucht ist das Thema von Suheyla Ferwers Tanzprojekt, bei dem sie wieder zwei Leverkusener Schulen (Lise-Meitner-Gymnasium, Käthe-Kollwitz-Gesamtschule) eingebunden hat.

Viele der Beteiligten haben das am eigenen Leib erfahren. Sie kamen als Flüchtlinge nach Deutschland, fühlten sich ebenso verloren, verwirrt und verstört wie die Figuren auf der Bühne. Aber sie erlebten auch Aufnahme, Fürsorge und die Zuwendung von Menschen. Nicht zuletzt bei diesem Tanzprojekt, das für einige eine komplett neue Erfahrung war. Vergangene Woche hatte "Dance for your rights" in Köln Premiere auf einer deutlich kleineren Bühne, so dass man sich im Forum zunächst umstellen musste, um den ganzen Raum zu erfassen. Das ist den Mitwirkenden erstaunlich schnell gelungen und kommt vor allem den Massenszenen zugute, zwischen denen kleinere Elemente zu sehen sind, auch professionellere Soli von Ferwers Ex-Schüler Philippe Kratz, der heute Solist bei Alterballetto in Italien ist und und dem Streetdancer Miguel Mavatiko, der bei der Leverkusener Aufführung mit Krankheit zu kämpfen hatte. Oder ein Pas de deux von Dennis Giera und Anna Grah. Wer glaubte, den Leiter der Kulturabteilung Bayer erkannt zu haben, täuschte sich nicht. Er war unter anderem mit einer kleinen Stepp-Nummer dabei. Die jüngsten Nachwuchstänzer waren gerade mal fünf Jahre alt. Menschen verschiedener Nationalitäten und Generationen durch die Begeisterung für das Element Tanz zu vereinen, das ist der grundsätzliche Ansatz von Suheyla Ferwer, der es hier ausdrücklich darum ging Brücken zu bauen, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und Empathie zu wecken. "Wer miteinander tanzen kann, der kann auch miteinander leben", zitiert sie gerne den Tänzer und Choreographen Royston Maldoom.

Ähnlich klingen die gesammelten Statements von beteiligten Jugendlichen. Zu Beginn sprechen zwei Menschen über den Lautsprecher und beschreiben ihren Verlust der Heimat, erst am Ende erfährt man, dass der eine Flüchtling 2016 aus Syrien, der andere 1938 aus Deutschland kam. Die Ängste und auch der Wunsch nach menschlicher Nähe und Geborgenheit sind identisch. Beim Tanz gelingt die Annäherung, die Musik wird lebendiger, die Haltung aufrechter und die T-Shirt-Farben bunter.

(mkl)
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