Leverkusen Kinder werben für die A1-Tunnellösung

Leverkusen · Mit einem Video will das Wohnungsbau-Bündnis "Cleverkusen" vor allem jüngere Menschen dafür sensibilisieren, sich bei der Planung des Autobahnausbaus in Leverkusen einzumischen - für eine lebenswerte Stadt.

"Manche Menschen kommen auf komische Ideen", kommentiert der neunjährige Max Weißenfels den Plan, den Verkehr der A1 künftig über eine Stelzenautobahn zu führen, die doppelt so breit ist wie die jetzige. Endrina Mirena (10) hat allerdings noch die Hoffnung, dass die Erwachsenen schlau werden und eine verantwortungsvolle Entscheidung für die Zukunft der Kinder treffen. Das ist im Kern die Botschaft des neuen Videos "Kids Talk: Wie bleibt Leverkusen Lebenswert", das eine breite Öffentlichkeit erreichen und zum Begehren für die saubere Tunnellösung aufrufen soll.

Wie bei einer echten Filmpremiere wurde das kurze Video gestern im Kommunalen Kino vorgestellt, inklusive Cola, Nachos und Salsa-Soße - was normalerweise im Programmkino nichts zu suchen hat. In der ersten Reihe saßen die beiden jungen Akteure, die auf großer Leinwand erstmals das Ergebnis des Drehs sahen. Den hatte das Bündnis "Cleverkusen", die Aktionsgemeinschaft Leverkusener Wohnungsunternehmen, in Auftrag gegeben, um weitere Gegner gegen die große A1-Stelze zu mobilisieren. Eine niedrigschwellige Maßnahme, mit der man jüngere Menschen zu erreichen versucht. Die fast 2000 Teilnehmer der beiden Demos seien im Schnitt nämlich älter gewesen, erklärte Peter Westmeier von der Leverkusener Initiative für Verkehrsplanung, die sich in dieser Sache mit der Aktionsgemeinschaft Cleverkusen verbündet hat. Das Video solle deswegen in sämtliche Schulen gegeben werden, in der Hoffnung, dass die Kinder das Thema in die Elternhäuser tragen. Das Thema biete sich außerdem für einen praxisbezogenen Politikunterricht an, meint er. Dazu eine entsprechende Unterrichtseinheit zu entwickeln sei allerdings nicht geplant. Heute soll der Kids Talk online gehen. Es wird auf den Internetseiten von Stadt und den Partnern des Cleverkusen-Bündnisses aufzurufen sein. Oberbürgermeister Uwe Richrath, der dieses Projekt unterstützt, wünscht sich außerdem, dass es vor Filmen im Kinopolis abgespielt wird. Er habe bereits Kontakt mit dem Betreiber aufgenommen, beschrieb er gestern bei der kleinen Premierenfeier den Stand der Dinge. Was dann als weitere Maßnahme zur Verfolgung des eigentlichen Ziels passieren soll, konnte gestern noch niemand beantworten.

Denn tatsächlich kann dieses kleine Kinder-Interview nur ein erster Schritt sein, um mehr Menschen zu sensibilisieren. Zumal es weder eine Beschreibung der breiten Stelzenplanung für die Autobahn 1 noch die Vision einer Tunnellösung mit ansprechendem Wohnumfeld obendrauf zeigte.

Davon sprach nur Wolfgang Mues, der als Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Leverkusen (WGL) die Interessen der betroffenen Mieter von 250 Wohnungen in unmittelbarer A1-Nähe vertritt. Er befürchtet deutlich schlechtere Wohnbedingungen und Leerstand an der Bismarckstraße. Die notwendigen 400.000 neuen Wohnungen jährlich erreiche man in Deutschland so schon nicht, deswegen sollten lebenswerte Ballungsräume oberstes Planungsziel sein.

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort