Leverkusen Kinderschänder ohne Reue

Leverkusen · Zwei Jungen soll Jens A. im vergangenen Jahr missbraucht haben. Die Vergewaltigung eines Zehnjährigen in seiner Opladener Wohnung gibt er zu. Die zweite Tat leugnet er. Seit gestern verantwortet er sich vor dem Landgericht.

Gefährlich ist Jens A. immer noch. Obwohl er seit Ende Oktober in Untersuchungshaft sitzt. Er betritt und verlässt den Saal in Handschellen, weil er in einem Brief an seine Mutter ankündigte, Selbstmord zu begehen und dabei keine Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen.

Während der gestern begonnenen Verhandlung am Kölner Landgericht gibt sich der Mann mit dem grauen Rauschebart aber betont friedlich. Ungerührt hört er sich die Vorwürfe gegen ihn an, immer wieder zwinkern seine Augen unkontrolliert. Die widerlichen sexuellen Handlungen werden aufgeführt, die er einem Zehnjährigen angetan haben soll, nachdem er den Jungen im Oktober 2007 in Köln-Mülheim in sein Auto gezerrt und in seine Wohnung an der Kölner Straße gebracht hatte. „Im Großen und Ganzen stimmt das“, bemerkt A. über die Vergewaltigung, die ihm Rechtsmediziner auch per DNA-Gutachten nachweisen konnten. Eine zweite Tat aus dem August 2007 (an einem Elfjährigen aus Köln) bestreitet der 38-Jährige.

Lang und breit erzählt A. aus seinem Leben: von seiner Jugend in Bremerhaven mit dem cholerischen Vater, von schulischen und beruflichen Reinfällen, vom Leben als Stricher in Berlin, von der Scheinehe mit einer Frau aus Ghana, von den Schulden, wegen der er seinen Nachnamen änderte, von seiner Homosexualität, von seiner Neigung für kleine Jungs. A. habe mit zehn Jahren erste Erfahrungen mit gleichaltrigen Jungen gemacht. Seitdem sei in seinem Kopf in dieser Hinsicht irgendwie die Zeit stehengeblieben, sagt er. Wie oft er mit Minderjährigen intim war, fragt Richter Wolfgang Hansel. „Sechs, acht Mal“, lautet die Antwort.

Seit gut zehn Jahren beschäftigt A.s Neigung die Gerichte: Binnen zwei Jahren wurde A. drei Mal in Berlin wegen Missbrauchs verurteilt. Er gab zu, 1996 einen Achtjährigen mit seinem Partner erst ins Auto, dann in seine Wohnung gelockt zu haben. A. missbrauchte das Kind, der Lebensgefährte löste derweil Kreuzworträtsel. Tödlich endete die Begegnung mit dem Paar für einen Achtjährigen 1994. Nachdem A. sich an ihm vergangen hatte, erwürgte sein Partner das Kind und warf es auf eine Müllkippe. A. leugnet diese Tat noch heute.

Insgesamt verbüßte er mehr als sieben Jahre Haft. Der Versuch der Staatsanwaltschaft, ihn länger einzusperren, schlug fehl. Nach seiner Freilassung im Februar 2006 zog es A. weg von Berlin: „Ich wollte einen Neuanfang.“ Weil Großmutter und Tante hier wohnen, kam er Ende 2006 nach Leverkusen. Die hiesige Polizei warnte ihn mehrfach, weitere Taten zu begehen. Erfolglos. Gefährlich war Jens A. immer noch.

(RP)
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