ZDF-Sendung "Klartext" Leverkusener Arzt fragt Schulz nach Stickoxid-Todesfällen

Berlin/Leverkusen · Ein Leverkusener Lungenfacharzt hat in der ZDF-Sendung "Klartext" SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nach einer Lösung für die Stickoxid-Belastung in der Stadt rund um das Autobahnkreuz A1 gefragt. Jährlich gebe es in Leverkusen 200 Tote durch Stickoxide.

 Der Leverkusener Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen. in der ZDF-Sendung.

Der Leverkusener Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen. in der ZDF-Sendung.

Foto: Screenshot ZDF

Norbert Mülleneisen, Lungenfacharzt in Leverkusen, hat sich am Dienstagabend in der ZDF-Sendung "Klartext" zu Wort gemeldet und sich bei Martin Schulz nach einer Lösung für Leverkusen und das Autobahnkreuz erkundigt, das mitten in der Innenstadt liegt und "über das jeden Tag 300.000 Autos fahren".

Der Arzt sagte: "Meine Patienten haben dreimal so viele Krankenhauseinweisungen wie die der übrigen Lungenärzte im Bereich der Kassenvereinigung Nordrhein. Meine Patienten, insbesondere die, die in der Nähe der Autobahn wohnen, sterben." Gesundheit spiele in der politischen Debatte um den Dieselskandal und gefälschte Schadstoffwerte offenbar keine Rolle.

 SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in der Sendung "Klartext".

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in der Sendung "Klartext".

Foto: dpa, tba

"200 Tote gibt es pro Jahr in Leverkusen durch Stickoxide." Mülleneisen stützt sich bei dieser Zahl auf Angaben des Europäischen Umweltamts, wie er unserer Redaktion am Mittwoch am Telefon sagt. "10.600 Menschen sterben in Deutschland verfrüht durch Stickoxide", sagt der Lungenarzt.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt schon lange davor, dass in durch Abgas belasteten Gebieten die Sterblichkeitsrate steigt - etwa aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch Feinstaub, der ebenfalls durch Abgase entsteht, kommt es laut Bundesumweltamt jährlich zu rund 47.000 verfrühten Todesfällen.

"Was ist soziale Gerechtigkeit für meine Leute in Leverkusen?", wollte Mülleneisen am Dienstagabend von Schulz wissen und meinte damit vor allem die Leute, die an der Autobahn wohnen und sich "keine Villa im Grünen leisten können".

Schulz gab an, die Situation zu kennen. Die Menschen würden zwischen zwei Autobahnen wohnen, die zu den dichtesten Verkehrsräumen Deutschlands gehörten. Seine Lösungsidee: "Da muss ein Tunnel gebaut werden." Es sei sinnvoll, Geld in die Hand zu nehmen, um Leverkusen zu untertunneln. "Da sind nicht alle mit einverstanden, ich sag es aber trotzdem."

Mülleneisen ist mit dieser Aussage sehr zufrieden. "Ich war der Einzige, der mit einem positiven Ergebnis aus der Sendung gegangen ist", sagt er am Mittwoch. "Schulz spricht sich für einen Tunnel in Leverkusen aus - das ist doch was. Jetzt ist Frau Merkel dran." Es könne einfach nicht sein, dass Leverkusen der "Auspuff der Nation sei".

Die Diskussion "Tunnel oder Stelze" beschäftigt die Leverkusener schon länger. Ziel ist es, die Verkehrsbelastung für die Leverkusener zu verringern, indem der Verkehr über Tunnel oder Stelze umgeleitet wird. Die Bügerinitiative "Lev muss leben" fordert die Kombination aus einer Sanierung der Rheinbrücke und einem Tunnel zwischen Köln und dem Autobahnkreuz Leverkusen. Andere halten das aus Kosten- und Zeitgründen für unrealistisch und sind für einen kürzeren Tunnel in Küppersteg, um eine Mega-Stelze durch eine Verbreiterung der Autobahn zu verhindern.

(hsr)
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