Leverkusen Klassik-Konzert mit Händel, Haydn, Scarlatti - aber ohne Bach

Leverkusen · Das Programm mit viel Musik von Georg Friedrich Händel passte zum Frühlingswetter. Vorwiegend heiter stimmen die meisten Kompositionen des (neben Johann Sebastian Bach) zweiten barocken Schwergewichts aus Deutschland. Vor allem die Tänze seiner "Wassermusik", die für den englischen König George I. erstmals auf der Themse gespielt worden sind. Die Orchestermusiker saßen in Booten, die neben der königlichen Barke herfuhren.

Die kleine Besetzung mit Horn und Cembalo hätte bei diesem "Open-Air-Event" wenig ausrichten können. Aber in der kammermusikalischen Akustik der evangelischen Kirche von Witzhelden war das in der Reihe "Klassik in der Blütenstadt" geradezu die perfekte Besetzung. Zumal beide Musiker sehr wohl miteinander vertraut sind. Pianist Rainer Gepp und der Leichlinger Hornist Stefan Henke, der diese Veranstaltungsreihe in seiner Heimatstadt organisiert, musizieren schon lange zusammen: im Arion-Trio, das eigentlich hätte auftreten sollen. Die Erkrankung der Sopranistin Andrea Weigt machte eine kurzfristige Programmänderung nötig - ohne Singstimme.

Beibehalten wurde das vereinbarte Thema "Musik des Barock und der Frühklassik", das nicht ausschließlich die Entstehungsdaten der Kompositionen bestimmte. Das Publikum lernte beim Genießen einiges über den Kompositionsstil des Barock und darüber, wie es zur Zeit des Generationswechsels in der Familie Bach musikgeschichtlich weiterging, ohne dass Beispiele von Altmeister Johann Sebastian noch Werke seiner Söhne erklangen, deren Lebensdaten genau diesen Zeitpunkt der Stilwandlung markieren.

Bei "Klassik in der Blütenstadt" geht es Henke darum, mit Hilfe seiner Freunde und Ensemblepartner gute Musik in seinen Wohnort zu importieren. Aber ihm ist auch wichtig, dass man sich nicht nur zurücklehnt und konsumiert, sondern auch den Horizont erweitert. Deswegen moderierte er diesen Nachmittag und erzählte Biografisches zu Komponisten, inklusive der ein oder anderen Anekdote, beschrieb den stilistischen Umbruch jener Zeit anhand von klingenden Beispielen und erklärte dieses Mal die Funktionsweise des Cembalos.

Sein Duo-Partner Gepp demonstrierte dazu die unterschiedlichen Facetten der möglichen Register und Koppeln. Als er Händels Suite E-Dur für Cembalo solo spielte, waren die Zuhörer so weit sensibilisiert, dass sie mit dem wechselnden Charakter der vier Tänze auch die unterschiedlichen Instrumenteneinstellungen wahrnahmen. Noch mehr zirpender Klang und rauschende Laufketten servierte Gepp mit drei Sätzen aus den mindestens 555 Sonaten, die Vielschreiber Domenico Scarlatti für das Instrument hinterlassen hat. Ein originales Hornkonzert (Nr. 2 D-Dur) von Joseph Haydn markierte den Übergang des Frühklassikers, der sowohl die barocke Tradition beherrschte als auch Pionier der Wiener Klassik war, die seine Schüler Mozart und Beethoven übernahmen. Und weil es bei der Besetzung Horn und Cembalo nun mal nicht ohne Jagd abgehen kann, gab es zum Abschluss ein Concerto des Franzosen Michel Corrette, das verdientermaßen den Beinamen "Die Jagd" trägt.

(mkl)
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