Leverkusen Klinikum: Neurologie organisiert sich neu

Leverkusen · Das Klinikum Leverkusen geht neue Wege, um Ärzten und Pflegern wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben zu verschaffen. Seit 1. April bekommt die Neurologie in Abstimmung mit einer Unternehmensberatung neue Organisationsstrukturen. Es gibt jetzt unter anderem Stationsmanagerinnen.

Schlebusch Die wohl "unbestechlichste" Rückmeldung hat Dr. Hans-Ludwig Lagréze vor ein paar Tagen bekommen. "Da habe ich auf dem Flur nach langer Zeit mal wieder einen Mitarbeiter herzhaft lachen hören", erzählt der Chef der Neurologie am Klinikum Leverkusen. Nur eine Momentaufnahme — zugegeben: Für Privatdozent Lagréze aber eines von vielen Indizien dafür, "dass bei uns etwas in Bewegung geraten ist". Etwas, von dem sowohl Ärzte als auch Pfleger und Patienten profitieren sollen.

Seit dem 1. April wird die Klinik für Neurologie in einem auf mehrere Jahre angelegten Pilotprojekt zum Neuro-Zentrum mit eigenständiger Organisationsform umgebaut. Das Ziel: Arbeitsprozesse optimieren und Zuständigkeiten so verändern, dass alle wieder mehr in ihrem eigentlichen Beruf tätig sein können. Begleitet wird das Projekt von der Unternehmensberatung "Porsche Consulting". Sie soll sicherstellen, dass positive Erfahrungen später auf andere Bereiche des Klinikums übertragen werden.

Die Leitung des Projekts liegt bei Lagréze — und damit auch die Zuständigkeit für die Pfleger und Schwestern seiner Klinik: eine Neuheit. "Bisher hatten wir immer zwei hierarchische Säulen nebeneinander — die Ärztehierarchie auf der einen und die Pflegehierarchie auf der anderen Seite", sagt der Projektchef. "Sie zusammenzuführen und besser aufeinander abzustimmen, ist eines unserer wichtigsten Ziele."

Als eine der ersten Maßnahmen wurden in der Neurologie Stationsmanagerinnen eingeführt — eine Mischung aus Sekretärin und Arzthelferin, die Akten sortiert und Kontakte herstellt, aber beispielsweise auch einen Terminplan für Gespräche mit Angehörigen von Patienten führt. "Das haben bisher alles Ärzte miterledigt", berichtet Lagréze. Die haben jetzt mehr Zeit für die Kranken. Ähnliches gelte für die Pflege: Warum etwa sollten Pfleger Essen austeilen, wenn das auch von anderen erledigt werden könne? "Die Arbeitsdichte von Ärzten und Pflegepersonal in Deutschland ist so hoch, dass sie zwangsläufig zu Frust und Fehlern führt", betont Lagréze. "Alles, was wir da an Belastung abbauen können, ist enorm wichtig und zahlt sich aus."

Die organisatorische Eigenständigkeit soll auch baulich zum Ausdruck gebracht werden, wie Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann ankündigt: So werde die Neurologie nicht wie ursprünglich geplant, ins Hauptgebäude umziehen, wenn dessen Anbau in drei Jahren fertiggestellt ist: "Sie bleibt in Haus 2, soll sich dort auch ins zweite Stockwerk ausdehnen." Die Vergrößerung tut not: "Wir rechnen damit, dass wir sowohl die Bettenzahl in unserer Stroke-Unit — der Intensiv-Behandlung — als auch im Normalbetrieb binnen drei Jahren fast verdoppeln müssen, so groß ist die Patientennachfrage", sagt Klinikchef Lagréze. Das funktioniere natürlich nur mit einem ähnlichen Zuwachs an Personal.

Die Aussicht, dass eher Stellen geschaffen als gestrichen werden, ist mit ein Grund dafür, dass auch die Personalvertretung das Projekt unterstützt. "Veränderungen muss man mitgestalten", sagt Betriebsratschef Wolfgang Stückle. Und diese Veränderung gehe offenbar in die richtige Richtung.

Eine große Aufgabe, die alle jedoch mit Energie anpacken. Das stellt Hans-Peter Zimmermann zufrieden fest: "Zu Anfang der Planungen habe ich an viele Türen klopfen müssen", resümiert der Geschäftsführer: "Heute stehen mir alle Türen offen."

(RP)
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