Leverkusen Klinikum sorgt für stabilen Beckenboden

Leverkusen · "Oben licht und unten dicht", fasst Mediziner Jürgen Zumbé salopp zusammen, was im Alter viele Menschen betrifft: beginnende Demenz und Inkontinenz. Bei Letzterem will das frisch zertifizierte Beckenbodenzentrum am Klinikum helfen.

 Kubilay Ertan, Gabriele Fries Verena Prior und Andreas Rink freuen sich über die Zertifizierung des Beckenbodenzentrums am Klinikum.

Kubilay Ertan, Gabriele Fries Verena Prior und Andreas Rink freuen sich über die Zertifizierung des Beckenbodenzentrums am Klinikum.

Foto: uwe Miserius

Inkontinenz ist ein gesellschaftliches Tabu. Obwohl Millionen Menschen unter Blasenschwäche, Harn-, Stuhlinkontinenz oder Senkungsbeschwerden und somit unter erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität leiden, wird das Thema immer noch totgeschwiegen. Nicht so im Klinikum, das jetzt von der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft seine Zertifizierung als Beckenbodenzentrum erhalten hat.

"Wir sind alle sehr stolz auf diese Auszeichnung", unterstrich Professor Kubilay Ertan, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Leiter des Beckenbodenzentrums, der mit seinen Kollegen insgesamt zehn Jahre Vorarbeit geleistet hat.

Inkontinenz treffe Männer und Frauen in gleicher Weise, beschrieb Dr. Jürgen Zumbé, Ärztlicher Direktor des Klinikums und Direktor der Klinik für Urologie, einen Aspekt. Bei weitem seien nicht nur ältere Menschen betroffen, denn auch Jüngere erkrankten. Tatsächlich aber steige die Krankheitsrate ab dem 50. Lebensjahr stark an. Zumbé: "Oben licht und unten dicht ist die Maxime, die wir für älter werdende Menschen erreichen wollen." Weil die Funktion der Blase sehr komplex und kompliziert sei, lernten Kinder nicht von ungefähr erst sprechen und laufen, ehe sie ihre Blasenfunktion kontrollieren könnten. Wenn also die intellektuelle Leistungsfähigkeit im Alter nachlasse, habe das auch Auswirkungen auf die Psyche. Deshalb sei Blasenschwäche nicht nur ein mechanisches Problem, sondern häufig auch ein mentales. Im Wesentlichen habe der Beckenboden drei Aufgaben, erläuterte Ertan: Er verschließt das Becken nach unten, stützt die inneren Organe und ermöglicht so unsere aufrechte Haltung.

Er sorgt dafür, dass die Schließmuskeln von Blase und Darm funktionieren und trägt zu einer lustvollen Sexualität bei. Etwa wiederkehrende Harnwegsinfektionen könnten erste Hinweise auf Erkrankungen sein und verschiedene Ursachen haben, betonte Frauenärztin Dr. Gabriele Fries und zählte Geburten genauso wie Östrogen- oder Bewegungsmangel, Übergewicht und zurückliegende Erkrankungen und Operationen auf.

Vor allem sei die Erkrankung sehr komplex, so dass auch die Diagnostik und Therapie interdisziplinär angelegt sein müssten. Dank fachübergreifend ausgerichteter, konservativer und operativer Behandlungsmethoden könne man Patienten im Klinikum ein breitgefächertes und kompetentes Therapiespektrum bieten.

(gkf)
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