Leverkusen Klinikumärzte raten zur Grippe-Impfung

Leverkusen · Im vergangenen Jahr starben mehr Menschen an Grippe als im Straßenverkehr. Vor der kalten Jahreszeit rufen Mediziner des Klinikums Leverkusen dazu auf, den Impfschutz aufzufrischen. Jedes Jahr gebe es einen anderen Virus.

 Dr. Jens-Harder Boje, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung, informierte gestern über die Impfungen und setzte auch gleich einem Patienten die Spritze.

Dr. Jens-Harder Boje, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung, informierte gestern über die Impfungen und setzte auch gleich einem Patienten die Spritze.

Foto: Ralph Matzerath

Masern, Röteln, Diphtherie, Polio und Grippe - im eigenen Impfpass klaffen große Lücken. "Da müssen Sie aber bald mal wieder ran", sagt Ursula Schröder, Mitarbeiterin im Medizinischen Dienst im MediLev. Sie hat Recht: Das letzte Impfprotokoll im verblichenen Ausweis zeugt von einem Arztbesuch im März 1998. Das ist wohl bei vielen Leverkusener ähnlich. Deswegen hat das Klinikum gestern zum Impfen aufgerufen.

Denn auch wegen der Impfmüdigkeit sterben jedes Jahr Tausende Menschen am Grippe-Virus. 2013 waren es etwa 15 000, das sind mehr, als im Straßenverkehr ums Leben kamen. "Das ist eine gefährliche Erkrankung", klärt Prof. Dr. Stefan Reuter, Leiter Allgemeine Medizin am Klinikum Leverkusen, auf. Die Komplikationen, die eine Grippe mit sich bringe, mache sie erst so gefährlich. Hohes Fieber, Gelenkschmerzen, trockener Husten - "Sie fühlen sich patschmatt und kaputt", erklärt Reuter. Im Gegensatz zu einem Schnupfen komme die Grippe plötzlich, bleibt lange und setze den Betroffenen komplett außer Gefecht.

Vor allem ältere Menschen, Krankenhauspatienten und Immunkranke sind dem Grippe-Virus ohne Impfung ausgeliefert. "Man impft ja nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen in seinem Umfeld, die Großeltern und kranke Familienangehörige", erklärt Dr. Jens-Harder Boje, Vorstandsmitglied im Kreisverband der Kassenärztlichen Vereinigung. Doch die Botschaft scheint bei vielen nicht anzukommen. Sie halten nicht viel von Impfungen - vielmehr setzten viele auf Eigentherapie setzen. "Viele denken, es sei besser, die Krankheit einmal durchzustehen", berichtet Boje. Das Immunsystem sei so besser auf die nächste Grippe-Attacke vorbereitet als mit der Spritze in den Oberarm - ein Irrtum, weil der Grippe-Virus jedes Jahr ein anderer sei. Deswegen helfe auch eine einmalige Grippe-Impfung im Ernstfall nicht, klärt der Mediziner auf. Und in diesem Jahr könnte eine besonders aggressive Form der Viren zu uns kommen.

Grippe: Woher kommt sie, wie schütze ich mich?
Infos

Grippe - woher kommt sie, wie schütze ich mich?

Infos
Foto: Shutterstock/Subbotina Anna

Statistiken zufolge folgt nämlich auf ein eher harmlos verlaufendes Jahr eine umso intensivere Grippe-Welle. Mediziner beobachten dafür Krankheitsverläufe weltweit und können heute schon mit einer gewissen Garantie sagen, welche Art von Viren uns demnächst zu schaffen machen. "So können wir bereits heute Schutzimpfungen anbieten", erklärt Dr. Stefan Reuter. Wer sich gegen Grippe impfen lässt, sei aber nicht automatisch immun gegen eine Ansteckung. "Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ansteckt, ist aber geringer", erklärt Reuter.

Die Spritze gegen die Grippe sei in der Regel kostenlos und schränke nach der Impfung auch nicht weiter ein. Auch eine Impfung gegen mehrere Erreger sei möglich. "Es können auch vier Spritzen in einen Arm gesetzt werden, da spricht nichts gegen", sagt Chefarzt Reuter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort