Prozess um falschen Polizisten Polizei hörte mit, als Betrüger Seniorin in Leverkusen beschwatzten

Leverkusen · Der Mann war völlig verwirrt, als echte Beamte den falschen Polizisten festnahmen. Der Mann aus Duisburg war das Opfer einer perfiden Betrugsmasche zum Nachteil älterer Leute geworden, die derzeit vor der 13. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts verhandelt wird. Hereingelegt wurde auch eine Seniorin aus Leverkusen, die 176.000 Euro verlor.

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Beide Opfer können nicht als Zeugen vor der Kammer ihre Aussagen machen. Die Seniorin aus Leverkusen, das gab der Vorsitzende Richter gleich zu Beginn der gestrigen Sitzung bekannt, ist in diesen Tagen gestorben. Dafür wurde die Beamtin gehört, die ihre Vernehmung im März vergangenen Jahres aufnahm. Der Prozess vor dem Landgericht Köln hatte am 20. April begonnen.

Beamte aus Bayern verfolgten verdächtiges Handy-Gespräch

Die Festnahme eines Geldboten in Duisburg schilderten zwei Polizisten, die von ihrem Kollegen aus Traunstein laufend bei ihrem Einsatz informiert wurden. Der Beamte aus Oberbayern rief die Wache in Duisburg an. Die Kollegen aus dem Süden verfolgten gerade ein Handygespräch und somit eine unmittelbar bevorstehende Geldübergabe von rund 50.000 Euro in Duisburg.

Bei dem Geschädigten aus der Ruhrgebietsstadt hatte sich die Geldübergabe immer wieder verzögert. Da wurde er misstrauisch und rief ebenfalls die 110 an. Die Beamten vor Ort waren damit gleich von zwei Seiten informiert.

Der in Duisburg Festgenommene ist allerdings nicht der Angeklagte in diesem laufenden Prozess. Wie dessen Festsetzung möglich wurde, werden erst noch weitere Zeugen schildern. Und vor allem ist aufgrund der bisherigen Aussagen noch nicht klar geworden, wie die Polizei darauf kam, den 27-jährigen Angeklagten mit der 86-Jährigen aus Leverkusen in Verbindung zu bringen. Das - und somit seine individuelle Schuld - wird die weitere Beweisaufnahme in zehn vorgesehenen Verhandlungstagen zu klären haben.

Prozess legt nahe, dass es sich um eine bundesweit organisierte Bande handelt

Die Leverkusenerin verlor 176.000 Euro in zwei Raten; erst holte sie 140.000 Euro von ihren Sparkonten ab, dann löste sie ein Wertpapierkonto über 36.000 Euro auf. Weil der falsche Polizist davon sprach, dass ein Angestellter der Sparkasse das Geld von ihrem Konto "klauen" wolle, ließ sie sich offensichtlich nicht auf eine Nachfrage des Sparkassen-Mitarbeiters ein. Die Mitarbeiter sind geschult und angehalten, bei höheren Bargeldauszahlungen von älteren Menschen nachzufragen.

Als die richtige Polizei erschien, wollte sich die Seniorin, die in einer kleinen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus lebte, noch rechtfertigen, wie die Beamtin schilderte: Es habe alles so glaubwürdig geklungen. Eines scheint jetzt schon sicher: Die Hinweise aus Traunstein, die bekannt gewordenen Opfer aus Leverkusen und Duisburg, viele Anrufe von verschiedenen Männern und das arbeitsteilige Vorgehen der Betrüger sind wohl schon Beleg dafür, dass es sich um bundesweit organisierte Banden handeln muss.

(sg-)
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