Leverkusen Komödie mit dem "Wilsberg"-Faktor

Leverkusen · Yasmina Rezas Komödie "Kunst" amüsierte die Zuschauer in der ausverkauften Festhalle - auch Dank der Darsteller.

Leverkusen: Komödie mit dem "Wilsberg"-Faktor
Foto: Stadtkultur

Der erfolgreiche Dermatologe Serge hat sich ein Bild gekauft, weiß mit weißen diagonalen Streifen. Freund Marc ist mäßig begeistert, als er den Preis hört, bricht er in Gelächter aus. 200.000 für "weiße Scheiße?" Serge reagiert pikiert: "Ich war sicher, dass du es nicht begreifen wirst." So beginnt die tiefste Krise einer langjährigen Männerfreundschaft, ausgelöst durch "Kunst".

Seit der Pariser Uraufführung von Yasmina Rezas erfolgreichstem Stück vor 23 Jahren, ist die Geschichte (in 40 Sprachen übersetzt) unzählige Male von Profis wie Laien auf die Bühne gebracht worden. Bei KulturStadtLev war eine neue Inszenierung von Fred Berndt zu Gast in der erwartungsgemäß voll besetzten Festhalle. Das Publikum amüsierte sich erneut köstlich über die inzwischen hinlänglich bekannte Geschichte, die durchaus auch auf die unergründlichen Gesetzmäßigkeiten des Kunstmarktes zielt, aber im Grunde das menschliche Miteinander in den Blick nimmt. Zumal die treffende Besetzung auf der Opladener Bühne das Stück wieder um neue Nuancen bereicherte.Leonard Lansink ist die Rolle des nörgelnden Marc, der niemals ein Blatt vor den Mund nimmt, geradezu auf den Leib geschrieben.

So kennt ihn das TV-Publikum als leicht muffelnden Wilsberg in der gleichnamigen Krimi-Serie. Luc Feit ist als dünnhäutiger Serge das genaue Gegenstück, tief gekränkt versteht er überhaupt keinen Spaß mehr. Und Heinrich Schafmeister läuft zu Hochform auf als tragisch-witzige Figur, die herzliches Gelächter im Saal lostritt. Der konfliktscheue Dritte im Freundschaftsbund steht immer dazwischen, nicht nur in dieser, durch ein weißes Bild ausgelösten ernsten Krise. Auch die Bemühungen, es bei der bevorstehenden späten Hochzeit jedem in der Familie recht zu machen, zerrt an seinen Neven - und vor allem an den Lachmuskeln des Publikums. Er ist das lebende Beispiel dafür, dass es bei den unverzichtbaren Zutaten einer Freundschaft, nämlich Verständnis und Toleranz, auch Grenzen gibt.

Im Bemühen, das gute Verhältnis sowohl zu Serge als auch zu Marc zu wahren und die beiden die beiden zu trennen, als sie aufeinander losgehen, wird er plötzlich zur Zielscheibe der Beschimpfungen. "Was hab ich euch getan?" fragt er hilflos. Um die große Kunst und ihren überhöhten Preis geht es da schon lange nicht mehr. Die hat nur den Deckel der Selbstbeherrschung vom Topf gehoben, in dem es offenbar schon länger brodelte.

Jetzt muss alles raus, was einen schon immer störte. Allerdings so heiß und impulsiv, dass es zu Kränkungen kommen muss. Echte Freundschaft aber kann auch die überwinden, zeigen die drei am Ende eines höchstvergnüglichen, doch keineswegs oberflächlichen Abends.

In Hochform: Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister.

(mkl)
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