Leverkusen Kraft, Bewegungsreichtum, Ausdruck

Leverkusen · Die New Yorker Limón Dance Company überzeugte im Forum auch bei ihrem zweiten Besuch.

Leverkusen: Kraft, Bewegungsreichtum, Ausdruck
Foto: Christopher Duggan

Als die Limón Dance Company vor zwei Jahren im Forum zu Gast war, wurde sie von einem begeisterten Publikum gefeiert. Und das war beim zweiten Besuch der New Yorker in dieser Woche nicht anders. Diese Truppe verbindet Kraft und schier unendlichen Bewegungsreichtum mit absolut überzeugender Ausdruckskraft. Ein Ensemble, das auch dann noch professionell die Choreografie zu Ende bringt, wenn durch ein technisches Missgeschick ein kollektiver Tinnitus ausgelöst wurde.

Ausgerechnet in der naturnahen Musik von Jon Magnussen mit flötendem und flirrendem Vogelgezwitscher brummte ein tiefer Lautsprecherton, vor dem einige sogar aus dem Saal flohen. Schuld war aber offenbar nicht die Forum-Technik, sondern ein defektes Kabel der Gäste, so dass der Schaden in der Pause schnell behoben werden konnte. Zum Glück, denn die vitalen, aber doch weichen Bewegungen zur Musik von Johann Sebastian Bach "Concerto Grosso" hätten mit akustischem Störfeuer nicht diese absolut faszinierende Wirkung entfalten können. Tänzer Jesse Obremski und zwei Partnerinnen (Elise Drew Leon und Kathryn Alter) vermittelten dabei Lebendigkeit und barocke Verspieltheit. Einfach hinreißend war der langsame Mittelsatz mit ästhetisch perfekten Bewegungen im Zeitlupentempo.

Mit dieser Choreografie von José Limón aus dem Jahr 1943 tauchten die New Yorker in die Geschichte des modernen Tanzes und ihrer Company ein. Noch konzentrierter bei dem folgenden Solostück, das der Gründer 1942 für sich selbst geschrieben hat. Auf der Forum-Bühne tanzte Ross Katen diesen Part elektrisierend und so vollkommen mit der "Chaconne" Bachs, wie Limón es verlangt hatte: "... die Musik muss aus Deinem Körper kommen."

Genau das vermittelte schon der Auftritt mit der Deutschlandpremiere von Colin Connors Choreografie "Corvidae" (Krähen und Rabenvögel). Zur Musik von Phillip Glass stürmte da ein schwarz gekleideter Vogelschwarm mit typischen Tierbewegungen die Bühne, scheinbar mehr in der Luft als mit den Füßen auf dem Boden. Auch Limón nutzte 1966 bei seinem 40-Minuten-Stück "The Winged" die Vogel-Metapher, um den Umgang der Menschen miteinander zu thematisieren. Mit einer Vielfalt, teilweise wiederkehrender Bewegungen, Hebungen Sprünge und Formen.

Von menschlichen Beziehungen und Beziehungsproblemen erzählte zum Schluss "Night Light" von Kate Weare, ebenfalls eine Deutschlandpremiere. Hier ging es um persönliche Konflikte in klaren Haltungen und Gesten, verstärkt durch vorherrschende kühle Farbe Blau.

(mkl)
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