Raser auf der Autobahn Kritik an Blitzern nach A1-Todesfällen

Leverkusen/Rheinisch-Bergischer Kreis · Auf der A1 bei Leverkusen sind in diesem Jahr drei Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen. Die Freien Wähler im Rheinisch-Bergischen Kreis werfen den Behörden vor, das Problem "am falschen Ende" anzupacken. Unterstützung bekommen sie von Experten.

 Eine Blitzanlage an einer Autobahn.

Eine Blitzanlage an einer Autobahn.

Foto: dpa, pse wst hpl sab

Sie haben einen Katalog aufgelistet, der belegen soll, dass die Behörden das Problem falsch anpacken.

"Blitzer-Wahn" "Die allein aus ideologischen Gründen hoch gelobte und begrüßte stationäre Geschwindigkeitsmessanlage auf der A1 hinter Burscheid entfaltet ihre Wirkung nicht in Bezug auf das zugesagte Mehr an Sicherheit sondern füllt offenbar nur die Kreiskasse", bemängeln die Politiker.

Falscher Fokus "Wann wird der die Unfälle verursachende Lkw-Stau bekämpft und nicht der Fokus auf die vermeintlich überhöhten Geschwindigkeiten der Autofahrer gelegt?", heißt es weiter. Dass der Lkw-Ansatz Sinn machen kann, haben Experten, wie etwa Stauforscher Prof. Michael Schreckenberg, im Gespräch mit unserer Zeitung bereits anklingen lassen: "Wer mit doppeltem Tempo aufprallt, löst vierfache Zerstörungsenergie aus", sagt der Dekan der Universität Duisburg-Essen: "Da müssen Sie kein Tempolimit brechen, um einen verheerenden Unfall auszulösen. Einige wenige Sekunden Ablenkung reichen aus."

Abbiegeproblematik "Wann endlich wird realisiert, dass das Problem nicht nur das Schrankensystem vor der Rheinbrücke sondern auch der nicht auf die A3 Richtung Frankfurt abfließende Verkehr ist?", wollen die Freien Wähler wissen. Die baulichen Voraussetzungen für zweispuriges Abbiegen auf die A3, um den Rückstau aufzulösen, seien bereits vor Monaten fertiggestellt worden. Weniger stehende Lkw bedeuteten weniger Auffahrrisiko.

Eine Ansicht, die auch Verkehrspsychologen durchaus teilen, wie Dr. Karin Müller, Leiterin des Bereichs "Mensch und Gesundheit" bei der Prüfgesellschaft Dekra, unlängst gegenüber unserer Redaktion bestätigte: "Selbstüberschätzung ist einer der größten Fehler beim Autobahnfahren", sagt sie. Das beginne in gewisser Weise schon mit dem Aufstehen: "Viele Autofahrer setzen sich übermüdet ans Steuer und vertrauen darauf, dass sie die Lage schon im Griff haben werden. Haben sie aber nicht - schon gar nicht in einer spontan auftretenden, komplexen Verkehrs-Situation wie einem plötzlichen Stau auf der A1 " - also genau die Problemlage.

Das Ergebnis solcher Experteneinschätzungen steht für die Freien Wähler fest: "Die stationären und permanenten Geschwindigkeitsbegrenzungen sind keine Antwort auf das Problem Rechtsabbiegerstau."

Insofern solle sich der Kreistag am 23. März vor allem mit der Frage befassen, ob anstelle der stationären Blitzer nicht besser die verkehrsabhängige Geschwindigkeit-Regelanlage wieder in Betrieb genommen wird. Die könne im Bedarfsfall nämlich nicht nur geringere Tempi anordnen, sondern auch effektive Warnungen einblenden.

(RP)
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