Autobahnausbau in Leverkusen Kritik an Straßen.NRW: Holland kann's besser

Leverkusen · Der dreiteilige Autobahn-Umbau - Rheinbrücke, Stelze, A3 plus Autobahnkreuz - ist eine Mammutaufgabe, bei dem die Planer der Autobahnbehörde Straßen.NRW ein dickes Fell brauchen. So wie Donnerstagnachmittag bei einer Infoveranstaltung im Forum, bei der so mancher Besucher erstmal eines tat: Dampf ablassen.

 So könnte das neue Leverkusener Autobahnkreuz aussehen. In der Simulation, die bei der Infoveranstaltung gezeigt wurde, erkennt man unten links die Smidt-Arena und links die Avea-Müllverbrennungsanlage.

So könnte das neue Leverkusener Autobahnkreuz aussehen. In der Simulation, die bei der Infoveranstaltung gezeigt wurde, erkennt man unten links die Smidt-Arena und links die Avea-Müllverbrennungsanlage.

Foto: Miserius

Die Kritik "Die planen das Ding hier so billig wie möglich durch die Landschaft ohne Rücksicht auf Anwohner", schimpfte Rolf Birlenbach aus Köln. "Wir wohnen direkt neben der Autobahnbrücke, jetzt wollen sie von uns auch noch fünf Quadratmeter Garten haben. Die gehen bei der Brücke mit brachialer Gewalt vor. So werden sie das auch bei Abschnitt zwei und drei machen. Da werden auch für Leverkusen einfach Fakten geschaffen", wetterte er. "Der damalige Projektleiter hat uns zugesichert, die Lärmschutzwerte würden eingehalten, im Planfeststellungsverfahren steht, dass sie nicht eingehalten werden. Das ist ein Witz." Vor zwei Jahren habe er Straßen.NRW Varianten zur Rhein-Über-/Unterquerung vorgeschlagen. "Geprüft worden ist nix."

 Projektleiter Thomas Raithel musste im Forum Kritik einstecken.

Projektleiter Thomas Raithel musste im Forum Kritik einstecken.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Thomas Raithel, Projektleiter bei Straßen.NRW, sah sich noch mehr Vorwürfen ausgesetzt. Ob denn eine große Tunnellösung überhaupt richtig geprüft worden sei, wollte ein Gast energisch wissen. Und ob Straßen.NRW sich dazu einmal den Tunnel an der Schelde-Mündung in Holland angesehen hätte. Dort hätte man für sechseinhalb Kilometer nur zwei Jahre Bauzeit gebraucht. "Die haben da im bergmännischen Verfahren den Tunnelvortrieb bewerkstelligt. Das müsste hier auch gehen, dann könnte der Verkehr oben fließen", argumentierte der Besucher. Raithel kannte Details zum Schelde-Tunnel nicht, wendete aber ein, dass er sich diese Bauzeit mit Planungen und Vorbereitungen so nicht vorstellen könne. Von einem Beispiel aus Deutschland wollten die Umstehende dagegen wenig wissen: "Da wären mal die Steuergelder gut angebracht, wenn Straßen.NRW durch die Welt reist und vergleichbare Projekt anschaut."

Der Ärger Ein 78-jähriger Lützenkirchener kommentierte: "Die Holländer können sowas einfach besser." Ihn regt vor allem dies auf: "Manche Leute kann ich nicht verstehen. Die haben bald keinen Garten mehr, wenn die A3 ausgebaut wird, und tun nichts. Das ist ein Thema, das ganz Leverkusen angeht", mahnte er kopfschüttelnd. "Aber da gibt es immer noch Leute, die sagen, da wohn' ich nicht, das geht mich nix an." Und doch waren ziemlich viele Besucher im Forum, markierten ihren Wohnort mit gelben Punkten auf einer Karte am Eingang, orientierten sich und wandten sich dann dem Bauabschnitt zu, der sie am meisten interessierte.

Die Politik Martin Krampf (SPD: Bezirk II, Bauausschuss) hakte beim Thema Gefahrguttransporte durch einen möglichen Tunnel (statt Stelze) nach, Karl Schweiger (Bürgerliste) echauffierte sich - die Bürgerliste wünscht einen Tunnel von Alkenrath bis Köln-Merkenich - über Raithels Ausführung zu den Variantenprüfungen: "Sie erzählen uns Kokolores."

Die Information 20 Leute von Straßen.NRW hörten sich die Fragen, Sorgen, Kritik der Besucher an. "Wir wollen den individuellen Kontakt zu den Besuchern", sagte Straßen.NRW-Sprecher Bernd Löchter. "Das ist für die Leute informativer als Frontalvorträge." Für die Menge an Information gab es Lob: Rainer Welte (rettete in den 80er Jahren Wiesdorf vor der A 59 und will sich nun beim Autobahnumbau engagieren, wir berichteten) bemerkte: "Das ist alles sehr ausführlich hier."

Die Neuigkeiten Und teils war's neu: Auf den Tafeln zu Abschnitt drei hingen unter anderem frische Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum Ausbau. Etwa zwei Varianten für den Autobahnkreuzumbau. Das soll künftig bei den Auf- und Abfahrten nicht mehr ein verflochtenes Kleeblatt sein, sondern Direktverbindungen von der A3 zur A1 und umgekehrt haben. Einmal als Windmühlenkreuz, das - grob gesprochen - aussieht wie ein Kreisverkehr, einmal als verschwenktes Malteserkreuz. Dazu kommen fünf Varianten für den achtspurigen A3-Ausbau. Auch dazu gab's unzählige Fragen. Eine Mammutaufgabe.

(RP)
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