Leverkusen Künstler wollen AfD-Werberin ausschließen

Leverkusen · Weil sie für die Rechtspartei eintritt, soll die Malerin Ursula Scholz die AG Leverkusener Künstler verlassen, meinen Mitglieder. Sie selbst ist nicht erreichbar.

Die Malerin Ursel Scholz wurde bei Bundestags-Wahlwerbung am Stand der AfD in der Wiesdorfer City fotografiert, als sie Flyer verteilte. Die Veröffentlichung dieses Fotos hat in der AG Leverkusener Künstler, der Ursel Scholz seit Jahren angehört, heftig Staub aufgewirbelt. Nun droht ihr der Ausschluss.

Er habe Emails und Anrufe von mehreren Mitgliedern bekommen, die den Ausschluss von Ursel Scholz verlangten, berichtet AG-Vorsitzender Werner Pusch. So etwas gehe gar nicht, meinten diese, weil das Programm der AfD nicht mit den Zielen der Künstlervereinigung vereinbar sei. "Einige sagen sogar ganz klar: Wenn sie drin bleibt, dann gehe ich raus", gab Pusch wieder.

Er selbst habe versucht, mit Ursel Scholz Kontakt aufzunehmen, denn: "Ich wüsste lieber aus ihrem Mund was Sache ist als nur durch andere informiert zu sein." Ihr Handy sei allerdings ausgeschaltet, und per Email kam auch keine Antwort. Für die RP war Ursel Scholz gestern nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Dass sich gerade sie einer Partei anschließe, die sich gegen Flüchtlinge ausspreche, sei für ihn völlig unverständlich, sagt Pusch. Sie selbst sei doch Flüchtling, beziehungsweise Vertriebene, und müsse doch wissen, wie man sich in dieser Situation fühle. Außerdem habe sie ein Ferienhaus in Holland und die Tochter lebe in Italien, da müsse man doch eine gewisse Weltoffenheit erwarten. "Ich hoffe, sobald wie möglich etwas von ihr zu hören", versichert Pusch, der sich die AG-Satzung genau angesehen hat. Ein Ausschluss von Ursel Scholz sei möglich, sofern sich die nächste Mitgliederversammlung mit einer Dreiviertelmehrheit dafür ausspreche. Er wolle sie zuvor bitten, sich vor der Versammlung zu äußern. Vielleicht würde sie ja von sich aus die AG verlassen.

Mehr Besonnenheit wünscht sich Malerin Heiderose Birkenstock-Kotalla, die als stellvertretende AG-Vorsitzende erst gestern durch RP-Nachfrage von dem Eklat erfahren hat. "Wir können doch gar keine Stellung beziehen, so lange wir nicht alle unsere Mitglieder befragt haben", warnt sie vor Schnellschüssen. Auch sie hat ihr Problem mit Rechtspopulismus und ganz konkreten Positionen der AfD, findet aber die Reaktion einiger Mitglieder auch nicht in Ordnung. "Eigentlich ist das eine undemokratische Haltung", sagt sie und wünscht sich eine inhaltliche Auseinandersetzung. Die AfD sei keine verbotene Partei. "Wir müssen die Leute, die sie gewählt haben, durch vernünftige Politik überzeugen und zeigen: Wir sind die Gemäßigten." Bisher stellte Ursel Scholz ihr Atelier in der Villa Rhodius für die jährliche Mitgliederversammlung zur Verfügung. Für die nun ohnehin anstehende Sitzung müsse er wohl einen anderen Ort finden, schätzt Werner Pusch.

(mkl)
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