Leverkusen Künstlerin Nitroglitzerine liebt Schräges aller Art

Leverkusen · Wegen ihrer Vorliebe für glänzende, glitzernde, leuchtende Dinge haben die Kommilitonen im Wuppertaler Kunststudium Philine Halstenbach als "Glitzerine" bezeichnet. Hinter vorgehaltener Hand offenbar, denn erst nach einem Jahr hat sie etwas davon mitbekommen. Eigentlich ein guter Künstlername, dachte sie, weil er ihr Naturell gut beschreibt, aber eben nur zum Teil. Denn so harmlos und oberflächlich ist sie nicht. Sie nennt sich seitdem lieber Nitroglitzerine, denn sie mag auch, "wenn's knallt und wehtut" - farblich jedenfalls. Und sie liefert gerne künstlerischen Sprengstoff für inhaltliche Auseinandersetzung, etwa im Künstlerbunker Karlstraße 9, wo sie an zwei Wochenenden mit ihrer Ausstellung "Fische versenken" zu Gast ist.

 Philine Halstenbach nennt sich selbst Nitroglitzerine. Der zweite Namensteil ist quasi Programm bei der Schau im Künstlerbunker.

Philine Halstenbach nennt sich selbst Nitroglitzerine. Der zweite Namensteil ist quasi Programm bei der Schau im Künstlerbunker.

Foto: uwe Miserius

Dass man beim Titel an einen Versprecher denkt, jedenfalls wenn man irgendwann in langweiligen Schulstunden "Schiffe versenken" gespielt hat, gefällt ihr. "Ich liebe Irritationen", sagt Philine Halstenbach, deren Arbeiten auch immer mit ihrer persönlichen Lebenssituation zu tun haben.

Kürzlich ist sie umgezogen und war gezwungen, ihre Besitztümer zu sortieren. Gar nicht so einfach für eine passionierte Sammlerin von Worten, bunten Papierschnipseln, Bildchen und Zeichnungen, außerdem Spielzeug, Glitzerkram, transparenten Plastiksachen, Leuchten und "lauter schrägem Scheiß". Da schafft das Sortieren leicht eine neue, kreative Unordnung.

Einen Eindruck davon bekommen Besucher, wenn sie den kleinen fensterlosen Innenraum des Bunkers betreten, den Nitroglitzerine als Höhle ausgestattet hat mit vielen Dingen, die eine normale Umzugskiste nicht fassen kann. Hier finden sich auch Motive für die ausgestellten Akt-Zeichnungen, die alle innerhalb einer Minute entstanden sind. Danach wechselt das Modell die Position. Der Zeitdruck hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu reduzieren, sagt sie. Zugleich sei es eine Sache der Inspiration zu entscheiden nehme ich nur die Falten im Zeh oder den ganzen Körper. Die Schnellzeichnungen übertrug sie auf Klarsichtfolie, die über bunten Papieren hängt, oder sie formte sie aus Draht, der direkt auf der Wand befestigt ist. Die Motive tauchen am Ende der Schau wieder auf in Fotografien von einer Performance.

Im Hauptraum tauchen alle selbst in die Glitzerwelt der Künstlerin ein. Wände, Decke und Boden hat sie mit silbrigen Rettungsdecken ausgekleidet. Beim Betreten wird jeder Teil der Installation. Hier spielt die Live-Musik bei der Vernissage am Freitag, 3. November, um 19.30 Uhr. Zu den Öffnungszeiten am 4., 5., 11. und 12. November von 12 bis 18 Uhr ist die Künstlerin anwesend.

(mkl)
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